Die Natternkopf-Mauerbiene Osmia adunca und ihr Brutparasit

Bienenhotels liegen heute im Trend und werden sogar in Diskontläden verkauft. Die Bauartqualität dieser Billigprodukte – das sei nebenbei erwähnt – ist praktisch immer „unterirdisch“. Aber auch Eigenanfertigungen entsprechen nur ganz selten wirklich den Bedürfnissen der Bienen und manchmal nisten fast gar keine Bienen in solchen Erzeugnissen.

Der großen Masse der etwa 700 österreichischen Wildbienenarten kann man aber mit solchen „Hotels“ ohnehin nicht helfen. Bezogen werden die Nisthilfen normalerweise zum größten Teil von den 2 großen Mauerbienen-Arten Osmia cornuta und O. bicornis, zwei noch immer häufige Arten, die in Österreich ungefährdet sind. Wenn diese beiden Arten mit ihrem Brutgeschäft fertig sind, glauben viele Nisthilfenbetreiber, dass die Saison gelaufen sei. Meist sind in dem Hotel aber noch einige, etwas kleinere Röhren mit geringerem Durchmesser frei und im Frühsommer startet unbeachtet eine weitere Mauerbienenart ihre Flugzeit: Kaum sind die ersten Blüten des sommerblühenden blauen Natternkopfs (Echium vulgare) offen, kann man dort kleine, dunkle Wildbienen in rasendem Flug beobachten, die den Pollen des Natternkopfs in ihrer Bauchbürste verstauen. Es handelt sich um die Weibchen der Natternkopf-Mauerbiene, die oligolektisch an Natternkopf ist, das heißt, sie sammelt Pollen nur von Pflanzen der Gattung Echium.

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Natternkopf-Mauerbiene Osmia adunca besucht Blüten des Natternkopfs Echium vulgare, 9.6.2018

Hat man in seinem Garten sowohl Natternkopfbestände als auch eine Bienennisthilfe, dann kann man die komplette Brutsaison einer Wildbiene in allen ihren Facetten beobachten.

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Natternkopf ist ein Muss im Garten, wenn man die Natternkopf-Mauerbiene in seiner Nisthilfe beobachten will; 8.6.2022.

Die Männchen sind schon etwas früher geschlüpft und erwarten das Erscheinen der Weibchen. Da der Nektar des Natternkopfs noch nicht verfügbar ist, verköstigen sie sich anderswo, z.B. an den letzten Blüten des Wiesensalbeis. Frische Männchen zeigen eine aparte Färbung mit rostroter Behaarung und kontrastierenden grünen Augen. Bald aber bleichen sie aus, um nach kurzer Zeit ganz zu verschwinden, während die Weibchen noch länger leben und viele Brutzellen mit Pollen befüllen.

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Natternkopf-Mauerbiene Männchen, auf Gartenmauer sonnend, 19.6.2014

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Frisches Natternkopf-Mauerbienenmännchen verköstigt sich in Ermangelung von Natternkopfblüten an den letzten Blüten des Wiesen-Salbeis im Garten, 23.5.2014.

Mein kleines Bienenhotel, das ich vor ein paar Jahren mit Schülern im Werkunterricht gefertigt hatte, ist zur Gänze mit Röhrchen aus Staudenknöterich gefüllt. Den Knöterich holt man sich ab Ende November von einem Flussufer. Die Röhren sind stabil, bieten verschiedene Durchmesser, eine Scheidewand und müssen nur geschnitten und an der Öffnung etwas abgeschliffen werden, damit sich die Bienen nicht ihre Flügel beschädigen. Man kann so Röhren von 2 bis 9mm Durchmesser für die verschiedensten Bienenarten anbieten.

Ab Anfang Juni beginnen die Natternkopf-Mauerbienen-Weibchen mit dem Befüllen der Niströhren. Sie arbeiten dabei äußerst schnell und effizient. Beim Fotografieren sind diese Bienen daher alles andere als einfach, und brauchbare Bilder erfordern viel Geduld.

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Weibchen der Natternkopf-Mauerbiene verlässt eine Niströhre zum nächsten Sammelflug, 6.6.2022.

Bei meinem Hotel kommt jetzt noch eine Besonderheit zum Tragen: Seit Jahren halten sich hier regelmäßig einzelne Vertreter der sehr seltenen Zweizahnbiene Dioxys cincta auf. Dieser Brutparasit wurde in Österreich nur selten beobachtet und als Wirt die Schwarze Mörtelbiene (Megachile parietina) angenommen. Da die Art aber auch an Stellen entdeckt wurde, wo keine Mörtelbienen leben, aber Mauerbienen nisten, dürften wohl letztere der Hauptwirt der Zweizahnbienen sein. Dieser Umstand ist an meinem Bienenhotel gut zu beobachten. Denn fast gleichzeitig mit den Natternkopf-Mauerbienen ist bei meiner Nisthilfe auch heuer wieder ein Weibchen der Zweizahnbiene erschienen.

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Zweizahnbiene Dioxys cincta, Weibchen. 6.6.2022.

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Zweizahnbiene Dioxys cincta, Männchen. 2.6.2018.

Die Weibchen dieser Art haben bei mir das erste Tergit rot gefärbt, während die Männchen sogar 2 rote Tergite haben. Dadurch werden die Tiere an einem Bienenhotel leicht bestimmbar. Sie sind allerdings nur wenige Millimeter groß, also deutlich kleiner als ihr Wirt. Weibchen inspizieren regelmäßig von den Mauerbienen beflogene Niströhren und versuchen, bei passender Gelegenheit ihre Eier in einer Brutzelle der Mauerbiene unterzubringen.

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Weibchen von Dioxys cincta inspiziert eine von Osmia adunca beflogene Niströhre, 6.6.2022.

Die Mauerbienen-Weibchen bauen jedenfalls die Niströhre mit mehreren Brutkammern fertig und mauern schließlich den Röhreneingang zu. Im Inneren entwickeln sich die Mauerbienen des nächsten Jahres oder eben auch die Nachkommen der Zweizahnbiene.

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Weibchen von Osmia adunca mauert den Eingang einer Niströhre in altem Holz zu, 9.6.2018.

Spannend zu beobachten! Man sollte dies öfters an seiner Nisthilfe tun, denn es gibt vieles an Hymenopteren zu entdecken dort bis hin zu den farbenprächtigen Goldwespen. Und man kann, wie in meinem Fall, sogar seltene faunistische Bienenbeobachtungen an so einem „Hotel“ machen.

 

Wolfgang Schweighofer, Juni 2022

Erster Brutversuch einer Steppenmöwe (Larus cachinnans) bei Pöchlarn 

Die Steppenmöwe ist ursprünglich ein Brutvogel der osteuropäischen und vorderasiatischen Steppenlandschaften. Die wichtigsten Brutgebiete liegen in Kasachstan, Südrussland und der Ukraine. Doch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hat sich die Art bis ins nördliche Mitteleuropa ausgebreitet und Brutkolonien vor allem in Weißrussland, Polen und auch im Osten Deutschlands etabliert. Zuletzt wurden weite Teile der Tschechischen Republik besiedelt. Im südlicher gelegenen Österreich war die Steppenmöwe bis 2021 noch kein Brutvogel, die Art tauchte vor allem in den Wintermonaten in größeren Trupps an nahrungsreichen Stellen wie etwa Kompostdeponien auf, zog aber spätestens im März wieder in die Brutgebiete ab.

Lanius hat eine Kooperation mit dem Betonwerk Lasselsberger in Wörth bei Pöchlarn eingegangen, wobei es darum geht, die dortigen Baggerteiche und ihre Umgebung ökologisch zu optimieren. Die Ergebnisse sollen dokumentiert, sprich fotografiert werden. Um größere Greife wie den Seeadler fotografieren zu können, wurden vor den Fotoverstecken Köder ausgelegt. Während es heuer nicht gelang, einen Seeadler anzulocken, kamen speziell im Spätwinter immer mehr Großmöwen vorbei, um sich hier zu bedienen. Die Trupps bestanden überwiegend aus Steppenmöwen. Ansässige Konkurrenz fanden sie vor allem in dem hier seit 3 Jahren brütenden Mittelmeermöwenpaar vor. Beide Vögel sind beringt und stammen von der bayrischen Donau.

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Ansässiges Mittelmeermöwenpaar in Wörth. Beide Vögel stammen von der bayrischen Donau und sind beringt. Links das farbberingte Weibchen, 4.4.2022

Gegen Winterende zeigten einzelne verpaarte Steppenmöwen Balzverhalten, doch waren diese Vögel nach wenigen Tagen weitergezogen.

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Balzendes Steppenmöwenpaar in Wörth, 27.2.2022

Interessant war hingegen ein Mischpaar, bestehend aus einem Steppenmöwen-Männchen im 4. Kalenderjahr und einem adulten Mittelmeermöwen-Weibchen. Dieses Paar verblieb einige Monate und zeigte immer wieder intensives Balzverhalten. Letztlich brütete aber auch dieses Paar nicht, während das Mittelmeermöwenpaar wie gewohnt auf einem der beiden Brutflöße im April eine Brut begann.

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Mischpaar K4 Steppenmöwe Männchen (links) mit adulter Mittelmeermöwe Weibchen balzend, 14.4.2022

Nun wurde es aber spannend. Das Männchen, Jahrgang 2017, war offensichtlich nicht ausgelastet und begann eine Liaison mit einer adulten Steppenmöwendame. Wie meine Bilder im Nachhinein zeigten, war dieser Vogel bereits seit mindestens 9. Februar im Gebiet anwesend und an seiner für Steppenmöwe ausgesprochen hellen Iris mit darin enthaltenen einzelnen großen, dunklen Sprenkeln gut erkennbar. Aus dem Fotohide konnte ich feststellen, dass die beiden Vögel immer wieder verpaart an der Futterstelle erschienen, während das Männchen andererseits seine ursprüngliche Partnerin auch am Nest ablöste, damit diese ebenfalls ans Futter fliegen konnte.

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Das später brütende Steppenmöwen-Weibchen gemeinsam mit dem beringten Mittelmeermöwen-Männchen am Futter, 25.4.2022.

Schließlich hatte ich Glück und konnte am 24. April von der Straße aus beobachten, wie die beiden Vögel zusammen auf einer Insel in dem benachbarten großen Schotterteich Nistmaterial aufsammelten und zu einem mutmaßlichen Nistplatz transportierten! Das Mittelmeermöwen-Männchen setzte sich auch wiederholt kurzfristig ins Nest, um dem Weibchen zu zeigen, was zu tun wäre. Nach einigen Tagen war es soweit: Das Weibchen saß nun fix im Nest und hatte offenbar zu brüten begonnen!

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Steppenmöwen-Weibchen „on nest“. Wörth, 7.5.2022

Allerdings machte eben dieses Dreiecksverhältnis gewisse Sorgen. Das Weibchen am Floß wurde weiterhin abgelöst, nie sah man die beiden Mittelmeermöwen gemeinsam am Futter. Hingegen erschienen das Männchen und die Steppenmöwe immer wieder zur selben Zeit an der Futterstelle. Es zeigte sich, dass sich das Männchen um die 2. Brut nicht kümmerte.

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Mittelmeermöwen-Männchen mit dem Ring Radolfzell JS01660 in 2 Partnerschaften mit je einer Mittelmeer- und einer Steppenmöwe in der Brutsaison 2022. Wörth, 9.5.2022

Somit musste das Weibchen das Nest zur Nahrungsaufnahme immer wieder längere Zeit verlassen. Nach etwa 2 Wochen trat am 16. Mai das worst case-Szenario ein. Schon am Morgen sah ich das Weibchen lustlos unterhalb des Nistplatzes am Teichufer stehen, wo es den ganzen Tag verblieb – die Brut war leider gescheitert. Seither waren das Weibchen und ein zusätzliches dunkeläugiges adultes Steppenmöwen-Weibchen aber weiterhin durchgehend im Gebiet anwesend.

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Das erfolglose Steppenmöwen-Weibchen ist weiterhin in Wörth anwesend, 5.6.2022.

Die Zusammensetzung des Möwentrupps hat sich inzwischen nachhaltig verändert. Es dominieren jetzt Mittelmeermöwen, die von der Adria zugezogen sein dürften. Eine dieser Möwen trug einen Metallring der slowenischen Vogelwarte mit der Ringnummer Ljubljana VM0048. Es stellte sich heraus, dass sie im Vorjahr im Stadtzentrum von Maribor als Nestling beringt worden war. Es sind jedoch auch weiterhin mehrere Steppenmöwen anwesend, darunter 2 vorjährige beringte aus Tschechien. Insgesamt konnten von Dezember bis ins Frühjahr 23 verschiedene Steppenmöwenringe aus Tschechien, Polen, Deutschland und der Slowakei abgelesen werden.

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Die K4-Steppenmöwe mit dem gelben Farbring XKEA ist eine von 23 abgelesenen Steppenmöwen-Ringträgerinnen in Wörth. Beringt 2019 in Ostdeutschland, kann sie je eine Ablesung aus Frankreich und Holland vorweisen. In Wörth hielt sie sich nur etwa 5 Minuten auf; 28.3.2022.

Parallel zu dem Ansiedlungsversuch in Wörth hatte es beim Kraftwerk Ottensheim-Wilhering in Oberösterreich die Etablierung einer kleinen Großmöwenkolonie gegeben, wobei auch ein reines Steppenmöwenpaar brütete, dieses allerdings am Ende auch ohne Bruterfolg (Quelle: ornitho.at). Damit haben 2022 jedenfalls die ersten Steppenmöwenbruten in Österreich stattgefunden, wenn auch ohne Erfolg bei uns in Wörth.

Weitere hoffentlich erfolgreiche Brutversuche der Steppenmöwe sind in den nächsten Jahren aber durchaus zu erwarten.

 

Wolfgang Schweighofer, Juni 2022

 

Die Geißklee-Sandbiene – ein Wildbienen-Kleinod in Neubach a.d. Pielach

Die Geißklee-Sandbiene (Andrena aberrans) besitzt eine lückenhafte Verbreitung, die von einem kleinflächigen Areal in Zentralbayern bis weit nach Ukraine und Kasachstan reicht. Doch nirgends ist die Art häufig. In Bayern sind die wenigen Vorkommen inzwischen deutlich geschrumpft und die Art akut vom Aussterben bedroht, und in Österreich dürfte es nur ganz wenige lebende Personen geben, die diese Biene überhaupt je gesehen haben. Das Internet gibt nur wenige Informationen und kaum Bilder her.

Soweit die Ausgangsposition. Immerhin fand ich heraus, dass diese Biene zu den oligolektischen Arten zählt und in Mitteleuropa nur den Regensburger Geißklee (Chamaecytisus ratisbonensis) zum Pollensammeln nutzt, in Südtirol auch den Purpur-Geißklee (Ch. purpureus). Die Art ist relativ groß und besitzt auf dem schwarzen Hinterleib kontrastierende weiße Haarbinden sowie eine orange Endfranse.

Zuerst galt es herauszufinden, was von den Vorkommen des Regensburger Geißklees, die ich vor über 25 Jahren kartiert hatte, heute noch übriggeblieben ist. Tatsächlich fanden sich vor allem im Raum Emmersdorf, in Schönbühel und eben im Raum Pielach bis Neubach noch einige Restvorkommen. Der Geißklee ist eine Saumpflanze, die nicht gerne abgemäht werden will. Demzufolge kommt sie in verbrachten Wiesen vor. Oft aber entwickeln sich solche Standorte mit der Zeit zu Gehölzbeständen, in denen der Geißklee beschattet und verdrängt wird und schließlich verschwindet. So verschwinden auch die zugehörigen Sandbienen.

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Regensburger Geißklee (Chamaecytisus ratisbonensis) am Spitzer Setzberg, 29.4.2022

 

Das meistversprechende Geißklee-Vorkommen stellte ich auf einer verbrachten Wiese unmittelbar vor Neubach fest. Dort waren vor 15 Jahren noch zahlreiche Schwarzfleckige Grashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus) umhergesprungen, die es kurzrasig wollen. Nun aber ist dort seit Jahren nicht mehr gemäht worden und die empfindlichen, seltenen Grashüpfer sind weg. Aber der Geißklee war im zentralen Teil noch vorhanden, dicht eingehüllt von alten Grasblättern und aufkommenden Jungbäumen.

Tatsächlich gelang es mir schon am 21. April, ein frisches Sandbienenweibchen zu fotografieren, das auf Geißklee Pollen sammelte. Die Beschreibung für Andrena aberrans stimmte mit meinen Bildern überein, doch gibt es einige sehr ähnliche verwandte Arten, die ebenfalls Schmetterlingsblütler besuchen und auch auf Geißklee auftreten könnten. Diese mussten also ausgeschlossen werden. Der bekannte Bienenkundler und Buchautor Heinz Wiesbauer, dem die Art ebenfalls noch fehlte, zeigte nun ebenfalls Interesse, und gemeinsam starteten wir am 29. April eine Exkursion zunächst nach Neubach. Bei endlich perfektem Bienenwetter konnten wir neben vielen Langhornbienen-Männchen diesmal sogar 2 Sandbienen-Weibchen an Geißklee sichten und fotografieren. Es handelte sich schlussendlich eindeutig um die gesuchte, seltene Art!

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Geißklee-Sandbiene (Andrena aberrans) bei Neubach an der Pielach, 29.4.2022

 

Von diesem Erfolg angetrieben, fuhren wir noch in die Wachau zum Spitzer Setzberg, wo wir im oberen Bereich nun ebenfalls einige schöne Geißkleebüsche sahen, auf denen sich zu unserer Freude wiederum etliche Weibchen der Geißklee-Sandbiene fanden. Am Setzberg sieht die Situation insgesamt nicht schlecht aus, es gibt aber auch dort nicht allzu viel Geißklee, und der dürfte in Zukunft tunlichst nicht abgemäht werden.

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Geißklee-Sandbiene (Andrena aberrans) beim Pollensammeln an Regensburger Geißklee (Chamaecytisus ratisbonensis) am Spitzer Setzberg, 29.4.2022

 

Schlecht sieht es allerdings am Vorposten in Neubach aus. Dort wären dringendst Pflegemaßnahmen in dem Wiesengelände durchzuführen. Die Steppenart Schwarzfleckiger Grashüpfer hat hier bereits die Segel streichen müssen. Auch die einzigen verbliebenen Bestände der Duft-Skabiose (Scabiosa canescens) im Bezirk Melk sind in akuter Gefahr.

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Duft-Skabiose (Scabiosa canescens), Neubach an der Pielach, 25.8.2021

 

Wie der Linien-Erdbock (Dorcadion pedestre), den wir bei der gemeinsamen Exkursion fanden, mit der Situation umgeht, wissen wir nicht. Er lebt hier an der äußersten Westgrenze seines ostösterreichischen Areals. Aber es sprießen überall junge Gehölze in den dicht verfilzten Wiesenbereichen. Sollen die seltenen, dort noch lebenden Arten erhalten werden, muss möglichst rasch ein Pflegekonzept für diese wertvollen Habitate realisiert werden.

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Linien-Erdbock (Dorcadion pedestre), Neubach an der Pielach, 29.4.2022

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Mai-Langhornbiene ♂ (Eucera nigrescens), Neubach an der Pielach, 28.4.2022

 

Erfreulich ist jedenfalls, dass nun zwei aktuell bestätigte Fundpunkte der faunistisch hochinteressanten Geißklee-Sandbiene im Arbeitsgebiet von Lanius liegen, was allerdings auch die Verantwortlichkeit für einen Naturschutzverein deutlich erhöht.

 

Wolfgang Schweighofer, 2.5.2022

Unbemerkte Artenvielfalt am Tachberg bei Emmersdorf an der Donau

Das Frühlingserwachen bei den Wildbienen hat schon längst eingesetzt. Der zeitige Frühling ist die Flugzeit vieler Sandbienen-Arten. Eine davon ist z.B. die winzige Rote Fingerkraut-Sandbiene (Andrena potentillae), der ich schon letztes Jahr einen Beitrag gewidmet habe. Inzwischen konnte ich im Nibelungengau nördlich der Donau bereits 5 Vorkommen dieser sehr gefährdeten, auf Frühlingsfingerkraut spezialisierten Biene entdecken. Entwarnung kann aber keinesfalls gegeben werden. Denn das letztjährige Hauptvorkommen am Henzing präsentierte sich heuer vollkommen mit Gülle übergossen, sodass nur mehr ganz wenige Individuen beobachtet werden konnten.

Eines der neuen Vorkommen befindet sich an einer kleinen, wenig auffälligen Wiesenböschung am Tachberg nordwestlich von Emmersdorf. 99 Prozent derartiger Böschungen sind heutzutage verbracht und verfilzt, sodass kaum blühende Pflanzen und Insekten dort gefunden werden können. Dank dieses einen Bewirtschafters aber ist hier ein Mikrokosmos erhalten geblieben, wo noch Kuhschellen, Frühlingsfingerkraut, Hufeisenklee und zahlreiche Wildbienen-Arten einen Lebensraum finden. Es wimmelt nur so von den „Vulkanen“ der 6-Jahres-Schmalbiene Lasioglossum marginatum. Hier entdeckte ich aber nicht mehr als 2 Exemplare der Roten Fingerkraut-Sandbiene an den Blüten des Fingerkrauts.

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Weibchen der Roten Fingerkraut-Sandbiene am Tachberg bei Emmersdorf. 25.3.2022.

 

Oben am Waldrand gibt es eine weitere sandige Böschung, wo ich am 25.3.2022 einen individuenreichen Nistplatz der Großen Weiden-Sandbiene (Andrena vaga) entdecken konnte. Diese große, weit verbreitete Sandbiene fliegt zeitig im Frühling, wenn die Weidenkätzchen blühen. Sie sammelt nur Pollen dieser Sträucher. Dank ihres glänzend schwarzen Abdomens und des silbriggrauen Thorax-Pelzes ist die eindrucksvolle Art mit ihrer Größe unverkennbar. Zahlreiche dieser Bienen schwärmten im Bereich weniger Quadratmeter über lückiger Vegetation auf sandigem Boden. Die frischen Weibchen inspizierten bereits die Nistmöglichkeiten auf diesem Areal. Die Fortpflanzungsaktivitäten wurden dann aber durch einen Spätwintereinbruch unterbrochen.

2 Weiden Sandbiene

Frisches Weibchen der Großen Weiden-Sandbiene am Nistplatz. 25.3.2022

 

Als ich am 13. April diese Stelle wiederum aufsuchte, fand ich zu meiner Überraschung noch immer Weibchen von A. vaga, die mit gelbem Pollen beladen vom Sammelflug zurückkehrten und sich in den lockeren Sand einbuddelten, um ihre darin verborgenen Nester zu erreichen. Man hatte eigentlich das Gefühl, dass sämtliche Weiden bereits längst verblüht wären, aber diese Bienen wussten anscheinend noch Standorte, wo sie den gewünschten Pollen ernten konnten.

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Vom Sammelflug mit Weidenpollen zurückgekehrtes Weibchen von Andrena vaga. 13.4.2022

 

Aber wesentlich auffälliger als die verbliebenen Weiden-Sandbienen waren an dem Platz nun schwärmende Wespenbienen der Gattung Nomada. Praktisch jede der zahlreichen Sandbienen-Arten hat ihren speziellen „Kuckuck“, dessen Weibchen versuchen, ihre Eier in den Nestern der Wirts-Bienen unterzubringen, natürlich auf Kosten der Nachkommenschaft des Wirtes. Im Fall von A. vaga ist das Nomada lathburiana.

4 Kuckucksbiene

Kuckucksbiene Nomada lathburiana gräbt sich auf der Suche nach Nestern von A. vaga im Sand ein. 13.4.2022.

 

Diese Kuckucksbienen konnte ich in enormer Zahl am Nistplatz von A. vaga beobachten und auch bestimmen. Denn die Nomada-Arten sehen sich z.T. sehr ähnlich und sind nur über ihren Wirt zu bestimmen. Die Kuckucksbienen haben ebenfalls im lockeren Sand gegraben, um die Nester von A. vaga zu finden. Natürlich werden am Ende nicht alle gefunden, Wirt und Parasit halten sich in etwa die Waage, sodass man im nächsten Jahr wieder beide wird fliegen sehen. Vorausgesetzt natürlich, der Bewirtschafter trifft auch in Zukunft die Maßnahmen so, dass Kuhschellen, Frühlingsfingerkraut und Bienen weiterhin hier ihre Lebenszyklen ablaufen lassen können. Am Henzing-Südwesthang war das leider heuer nicht mehr der Fall.

5 Emmersdorf

Unauffällige, kleine, aber gemähte Wiesenböschung als Zentrum der Artenvielfalt am Tachberg bei Emmersdorf. 13.4.2022.

6 Fingerkraut

Gemähte Wiesenböschung mit reichlich Fingerkraut und Hufeisenklee bietet reichlich Nistmöglichkeiten für Sand- und Schmalbienen. 13.4.2022.

Regulierung des Höllbachs – Lokalaugenschein und Lösungsansätze

Am 17.03.2022 fand eine Begehung statt, anwesenden waren Vertreter*innen von LANIUS, der BH Melk, WLV und Grundstücksbesitzer*innen.

Das linksseitige Ufer des Aggsbaches wurde ca. 2 km flussaufwärts begangen. Nach der Besichtigung wurde vereinbart, dass am 11.04.22, 18:00 Uhr im Gemeindeamt Gerolding von LANIUS/Dr. Kraus und der Gemeinde eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung stattfindet mit dem Thema „Heimische Pflanzen“. Weiters wurde vereinbart, dass der Bach beidseitig mit heimischen Pflanzenarten bepflanzt wird. Betreffend die Strukturierung der Bachsohle wird von der Gemeinde ein mit der
WLV ausgearbeitetes Konzept vorgelegt. Die Umsetzung der Arbeiten soll dann im Herbst 2022 erfolgen.

Bericht NÖN 13/2022

Bericht Kurier 30.3.2022

 

Regulierung des Höllbachs im Dunkelsteinerwald

Nach Kritik von LANIUS an der Art und Weise der Behandlung des Aggsbachoberlaufes („Höllbach“) in Kochholz nach den verheerenden Hochwässern vom Sommer 2021 hat ein diesbezüglicher NÖN Artikel für Aufregung gesorgt.

Ohne den breiteren Kontext zu kennen, haben viele Leser*innen den Eindruck, hier ginge es um Hochwasserschutz versus Naturschutz. Selbstverständlich geht es LANIUS darum, WIE der Hochwasserschutz gemacht wurde, und nicht, DASS er gemacht wurde.

NÖN 8/2022

Weder der Naturschutzverein LANIUS noch Dr. Kraus als Obmann-Stellvertreter haben gegenüber der NÖN die Meinung vertreten, dass zweckmäßige Hochwasser-Schutzmaßnahmen nach dem großen Schadereignis vom Sommer 2021 nicht ergriffen werden sollen. Das Ereignis hatte den Bach verklaust und enorme Geschiebemengen mobilisiert, sodass im Zuge der Sofortmaßnahmen schwere Eingriffe notwendig waren. All das ist unstrittig. Es ist die Art und Weise wie hier der Bach im Stile der Sechzigerjahre hart kanalisiert wurde, sowie der mutmaßliche Umstand, dass für dieses Regulierungsvorhaben keine wasser- und naturschutzrechtlichen Bewilligungen eingeholt wurde, die Kritik hervor ruft.

NÖN 9/2022

NÖN 9/2022

Unzutreffend ist die vorgebrachte Aussage, wonach die alternative Variante eines Rückhaltebeckens nicht durchführbar wäre. Rückhaltebecken wären im Einzugsgebiet in den waldreichen Kerbtälern der vielen Seitenbäche wohl ohne allzu großen Aufwand zu errichten gewesen. Sie hätten auch hochwasserschutztechnisch weitaus mehr Sinn gemacht, denn der harte Ausbau des Baches in Kochholz wird nicht mehr als ein HQ10 bis HQ30 gefahrlos abführen können. Jedes größere Ereignis wird neuerlich den Talboden flächig überfluten und die dort befindlichen Objekte gefährden.

3.3.2022

 

Biotopeinsatz am Kremser Kreuzberg

 

Am Samstag 19.2. haben Freiwillige der Forschungsgemeinschaft LANIUS und des Kremser Alpenvereins am Trockenrasen Kreuzberg gearbeitet. Es wurde entbuscht, gemäht, gerecht und sämtlicher Müll im Naturdenkmal entfernt. Der Wirtschaftshof Krems hat den Abtransport des Mähguts und Astmaterials übernommen. 

Einsatz 19.2.2022 JP

Foto Josef Pennerstorfer: Arbeitseinsatz am Kremser Kreuzberg

Biotopeinsatz Köfering 3.1.2022

Bei frühlingshaften Wetter haben 6 LANIUS-Helfer am ersten Montag im neuen Jahr die Weideflächen in Köfering von aufwachsenden Brombeeren, Robinien und Zitterpappeln befreit. Zur Förderung der Wiesenregeneration wurden auf dem im Vorjahr freigestellten Oberhang auch einige Gehölze entfernt und nachentbuscht. Auch einige Zwergmausnester wurden entdeckt.

DI Reinhard Kraus, 3.1.2022

Stängel-Blattschneiderbiene Megachile genalis im Mostviertel nachgewiesen

Die Blattschneiderbiene Megachile genalis kommt zwar in einem riesigen Gebiet zwischen Spanien und Japan vor, wird aber zumindest im europäischen Areal überall sehr selten gefunden. Aus Österreich liegen über einen langen Zeitraum hinweg nur wenige verstreute Funde aus einigen Bundesländern vor.

Das Besondere an der Art ist, dass sie ihre Nester als einzige Bienenart in lebenden Pflanzenstängeln selbst anlegt. Bekannt war bisher die Nutzung vor allem von Küchenzwiebeln, einigen Doldengewächsen und der Bienen-Kugeldistel. Dazu kommt, dass die Art an gewissen Korbblütengewächsen oligolektisch ist und nur dort Pollen sammelt. Aus der Kombination dieser Ansprüche resultiert offenbar die Seltenheit dieser Art.

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Kardenbestand in Melk

Kenntlich ist diese Blattschneiderbiene im weiblichen Geschlecht an einigen Merkmalen: Sie ist relativ groß, von dunkler Farbe, die Behaarung an den Thorax-Seiten und den ersten beiden Hinterleibsringen ist auffallend hell, und die weißen Tergitbinden an den Hinterleibsringen 3, 4 und 5 sind schmal und nur an den Seiten erkennbar, nicht durchlaufend. Die letzte Binde ist – im Gegensatz zu anderen ähnlichen Arten – besonders schmal und ebenfalls nicht oben durchlaufend, sondern nur an den Seiten sichtbar. Die orange Bauchbürste der Weibchen ist ohne deutlich schwarzen End-Abschnitt praktisch bis zum Ende durchlaufend. Damit könnte man die Biene bereits bestimmen, aber das wirklich eindeutige Merkmal betrifft die Mandibeln. Sie sind auffallend kräftig verstärkt und vorspringend, was ein Alleinstellungsmerkmal darstellt.

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Weibchen von Megachile genalis an Wegwarte

Ich konnte heuer im August und September die Art mit wenigen Weibchen im Firmengelände Gradwohl bei Melk feststellen. Dort befindet sich ein großer und dichter Kardenbestand. Durch gründliches Absuchen der Kardenstängel konnte ich in der Folge 3 Nester von M. genalis finden. Erhard Kraus zeigte mir dann einen noch viel größeren Kardenbestand an der Pielach bei Haunoldstein. Auch dort wurde ich fündig und sichtete bei mehreren Exkursionen bis zu 6 Weibchen und einmal sogar ein Männchen. In diesem zweiten Gebiet konnte ich sogar 6 Nester der seltenen Bienenart entdecken, was angesichts der enormen Zahl an Kardenstängeln keine leichte Aufgabe war. Pollen wurde in beiden Gebieten nur an der Wegwarte (Cichorium intybus) und an der Gemeinen Kratzdistel (Cirsium vulgare) gesammelt, die beide nur spärlich vorkamen und somit das Vorkommen von M. genalis limitierten. Andere Korbblütler wurden hingegen nicht besucht.

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M. genalis-Weibchen auf Gemeiner Kratzdistel präsentiert seine Mandibeln

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Weibchen von Megachile genalis an Wegwarte

An einem beflogenen Nest in Melk konnten spannende Beobachtungen und zahlreiche Fotos gemacht werden. Videos vom Polleneintrag und vom Eintrag geschnittener Blattstücke als Baumaterial können unter diesen Links eingesehen werden:

https://youtu.be/ohXjXVC–IM

https://youtu.be/_yiEv20_ubA

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Beflogener Nesteingang in einem Kardenstängel in 1,5m Höhe

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Weibchen von M. genalis trägt ein gerolltes Stück eines Haselblatts als Baumaterial für eine neue Brutzelle ein

Kennt man einen größeren Kardenbestand, in dessen Umfeld Wegwarten und Gemeine Kratzdistel vorkommen, so kann man mit dem Fund der Biene spekulieren. Die Fundorte der Stängel-Blattschneiderbiene können erhalten werden, indem man gezielt Maßnahmen zum Erhalt der Karden, aber auch der Pollensammelpflanzen setzt.

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Spuren der Tätigkeit von M. genalis an einem Haselstrauch

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Weibchen von M. genalis kehrt mit Wegwarten-Pollenladung zum Nest zurück

Wolfgang Schweighofer, 7.9.2021