Die Geißklee-Sandbiene – ein Wildbienen-Kleinod in Neubach a.d. Pielach

Die Geißklee-Sandbiene (Andrena aberrans) besitzt eine lückenhafte Verbreitung, die von einem kleinflächigen Areal in Zentralbayern bis weit nach Ukraine und Kasachstan reicht. Doch nirgends ist die Art häufig. In Bayern sind die wenigen Vorkommen inzwischen deutlich geschrumpft und die Art akut vom Aussterben bedroht, und in Österreich dürfte es nur ganz wenige lebende Personen geben, die diese Biene überhaupt je gesehen haben. Das Internet gibt nur wenige Informationen und kaum Bilder her.

Soweit die Ausgangsposition. Immerhin fand ich heraus, dass diese Biene zu den oligolektischen Arten zählt und in Mitteleuropa nur den Regensburger Geißklee (Chamaecytisus ratisbonensis) zum Pollensammeln nutzt, in Südtirol auch den Purpur-Geißklee (Ch. purpureus). Die Art ist relativ groß und besitzt auf dem schwarzen Hinterleib kontrastierende weiße Haarbinden sowie eine orange Endfranse.

Zuerst galt es herauszufinden, was von den Vorkommen des Regensburger Geißklees, die ich vor über 25 Jahren kartiert hatte, heute noch übriggeblieben ist. Tatsächlich fanden sich vor allem im Raum Emmersdorf, in Schönbühel und eben im Raum Pielach bis Neubach noch einige Restvorkommen. Der Geißklee ist eine Saumpflanze, die nicht gerne abgemäht werden will. Demzufolge kommt sie in verbrachten Wiesen vor. Oft aber entwickeln sich solche Standorte mit der Zeit zu Gehölzbeständen, in denen der Geißklee beschattet und verdrängt wird und schließlich verschwindet. So verschwinden auch die zugehörigen Sandbienen.

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Regensburger Geißklee (Chamaecytisus ratisbonensis) am Spitzer Setzberg, 29.4.2022

 

Das meistversprechende Geißklee-Vorkommen stellte ich auf einer verbrachten Wiese unmittelbar vor Neubach fest. Dort waren vor 15 Jahren noch zahlreiche Schwarzfleckige Grashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus) umhergesprungen, die es kurzrasig wollen. Nun aber ist dort seit Jahren nicht mehr gemäht worden und die empfindlichen, seltenen Grashüpfer sind weg. Aber der Geißklee war im zentralen Teil noch vorhanden, dicht eingehüllt von alten Grasblättern und aufkommenden Jungbäumen.

Tatsächlich gelang es mir schon am 21. April, ein frisches Sandbienenweibchen zu fotografieren, das auf Geißklee Pollen sammelte. Die Beschreibung für Andrena aberrans stimmte mit meinen Bildern überein, doch gibt es einige sehr ähnliche verwandte Arten, die ebenfalls Schmetterlingsblütler besuchen und auch auf Geißklee auftreten könnten. Diese mussten also ausgeschlossen werden. Der bekannte Bienenkundler und Buchautor Heinz Wiesbauer, dem die Art ebenfalls noch fehlte, zeigte nun ebenfalls Interesse, und gemeinsam starteten wir am 29. April eine Exkursion zunächst nach Neubach. Bei endlich perfektem Bienenwetter konnten wir neben vielen Langhornbienen-Männchen diesmal sogar 2 Sandbienen-Weibchen an Geißklee sichten und fotografieren. Es handelte sich schlussendlich eindeutig um die gesuchte, seltene Art!

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Geißklee-Sandbiene (Andrena aberrans) bei Neubach an der Pielach, 29.4.2022

 

Von diesem Erfolg angetrieben, fuhren wir noch in die Wachau zum Spitzer Setzberg, wo wir im oberen Bereich nun ebenfalls einige schöne Geißkleebüsche sahen, auf denen sich zu unserer Freude wiederum etliche Weibchen der Geißklee-Sandbiene fanden. Am Setzberg sieht die Situation insgesamt nicht schlecht aus, es gibt aber auch dort nicht allzu viel Geißklee, und der dürfte in Zukunft tunlichst nicht abgemäht werden.

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Geißklee-Sandbiene (Andrena aberrans) beim Pollensammeln an Regensburger Geißklee (Chamaecytisus ratisbonensis) am Spitzer Setzberg, 29.4.2022

 

Schlecht sieht es allerdings am Vorposten in Neubach aus. Dort wären dringendst Pflegemaßnahmen in dem Wiesengelände durchzuführen. Die Steppenart Schwarzfleckiger Grashüpfer hat hier bereits die Segel streichen müssen. Auch die einzigen verbliebenen Bestände der Duft-Skabiose (Scabiosa canescens) im Bezirk Melk sind in akuter Gefahr.

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Duft-Skabiose (Scabiosa canescens), Neubach an der Pielach, 25.8.2021

 

Wie der Linien-Erdbock (Dorcadion pedestre), den wir bei der gemeinsamen Exkursion fanden, mit der Situation umgeht, wissen wir nicht. Er lebt hier an der äußersten Westgrenze seines ostösterreichischen Areals. Aber es sprießen überall junge Gehölze in den dicht verfilzten Wiesenbereichen. Sollen die seltenen, dort noch lebenden Arten erhalten werden, muss möglichst rasch ein Pflegekonzept für diese wertvollen Habitate realisiert werden.

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Linien-Erdbock (Dorcadion pedestre), Neubach an der Pielach, 29.4.2022

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Mai-Langhornbiene ♂ (Eucera nigrescens), Neubach an der Pielach, 28.4.2022

 

Erfreulich ist jedenfalls, dass nun zwei aktuell bestätigte Fundpunkte der faunistisch hochinteressanten Geißklee-Sandbiene im Arbeitsgebiet von Lanius liegen, was allerdings auch die Verantwortlichkeit für einen Naturschutzverein deutlich erhöht.

 

Wolfgang Schweighofer, 2.5.2022

Unbemerkte Artenvielfalt am Tachberg bei Emmersdorf an der Donau

Das Frühlingserwachen bei den Wildbienen hat schon längst eingesetzt. Der zeitige Frühling ist die Flugzeit vieler Sandbienen-Arten. Eine davon ist z.B. die winzige Rote Fingerkraut-Sandbiene (Andrena potentillae), der ich schon letztes Jahr einen Beitrag gewidmet habe. Inzwischen konnte ich im Nibelungengau nördlich der Donau bereits 5 Vorkommen dieser sehr gefährdeten, auf Frühlingsfingerkraut spezialisierten Biene entdecken. Entwarnung kann aber keinesfalls gegeben werden. Denn das letztjährige Hauptvorkommen am Henzing präsentierte sich heuer vollkommen mit Gülle übergossen, sodass nur mehr ganz wenige Individuen beobachtet werden konnten.

Eines der neuen Vorkommen befindet sich an einer kleinen, wenig auffälligen Wiesenböschung am Tachberg nordwestlich von Emmersdorf. 99 Prozent derartiger Böschungen sind heutzutage verbracht und verfilzt, sodass kaum blühende Pflanzen und Insekten dort gefunden werden können. Dank dieses einen Bewirtschafters aber ist hier ein Mikrokosmos erhalten geblieben, wo noch Kuhschellen, Frühlingsfingerkraut, Hufeisenklee und zahlreiche Wildbienen-Arten einen Lebensraum finden. Es wimmelt nur so von den „Vulkanen“ der 6-Jahres-Schmalbiene Lasioglossum marginatum. Hier entdeckte ich aber nicht mehr als 2 Exemplare der Roten Fingerkraut-Sandbiene an den Blüten des Fingerkrauts.

1 Fingerkraut Sandbiene

Weibchen der Roten Fingerkraut-Sandbiene am Tachberg bei Emmersdorf. 25.3.2022.

 

Oben am Waldrand gibt es eine weitere sandige Böschung, wo ich am 25.3.2022 einen individuenreichen Nistplatz der Großen Weiden-Sandbiene (Andrena vaga) entdecken konnte. Diese große, weit verbreitete Sandbiene fliegt zeitig im Frühling, wenn die Weidenkätzchen blühen. Sie sammelt nur Pollen dieser Sträucher. Dank ihres glänzend schwarzen Abdomens und des silbriggrauen Thorax-Pelzes ist die eindrucksvolle Art mit ihrer Größe unverkennbar. Zahlreiche dieser Bienen schwärmten im Bereich weniger Quadratmeter über lückiger Vegetation auf sandigem Boden. Die frischen Weibchen inspizierten bereits die Nistmöglichkeiten auf diesem Areal. Die Fortpflanzungsaktivitäten wurden dann aber durch einen Spätwintereinbruch unterbrochen.

2 Weiden Sandbiene

Frisches Weibchen der Großen Weiden-Sandbiene am Nistplatz. 25.3.2022

 

Als ich am 13. April diese Stelle wiederum aufsuchte, fand ich zu meiner Überraschung noch immer Weibchen von A. vaga, die mit gelbem Pollen beladen vom Sammelflug zurückkehrten und sich in den lockeren Sand einbuddelten, um ihre darin verborgenen Nester zu erreichen. Man hatte eigentlich das Gefühl, dass sämtliche Weiden bereits längst verblüht wären, aber diese Bienen wussten anscheinend noch Standorte, wo sie den gewünschten Pollen ernten konnten.

3 Vaga

Vom Sammelflug mit Weidenpollen zurückgekehrtes Weibchen von Andrena vaga. 13.4.2022

 

Aber wesentlich auffälliger als die verbliebenen Weiden-Sandbienen waren an dem Platz nun schwärmende Wespenbienen der Gattung Nomada. Praktisch jede der zahlreichen Sandbienen-Arten hat ihren speziellen „Kuckuck“, dessen Weibchen versuchen, ihre Eier in den Nestern der Wirts-Bienen unterzubringen, natürlich auf Kosten der Nachkommenschaft des Wirtes. Im Fall von A. vaga ist das Nomada lathburiana.

4 Kuckucksbiene

Kuckucksbiene Nomada lathburiana gräbt sich auf der Suche nach Nestern von A. vaga im Sand ein. 13.4.2022.

 

Diese Kuckucksbienen konnte ich in enormer Zahl am Nistplatz von A. vaga beobachten und auch bestimmen. Denn die Nomada-Arten sehen sich z.T. sehr ähnlich und sind nur über ihren Wirt zu bestimmen. Die Kuckucksbienen haben ebenfalls im lockeren Sand gegraben, um die Nester von A. vaga zu finden. Natürlich werden am Ende nicht alle gefunden, Wirt und Parasit halten sich in etwa die Waage, sodass man im nächsten Jahr wieder beide wird fliegen sehen. Vorausgesetzt natürlich, der Bewirtschafter trifft auch in Zukunft die Maßnahmen so, dass Kuhschellen, Frühlingsfingerkraut und Bienen weiterhin hier ihre Lebenszyklen ablaufen lassen können. Am Henzing-Südwesthang war das leider heuer nicht mehr der Fall.

5 Emmersdorf

Unauffällige, kleine, aber gemähte Wiesenböschung als Zentrum der Artenvielfalt am Tachberg bei Emmersdorf. 13.4.2022.

6 Fingerkraut

Gemähte Wiesenböschung mit reichlich Fingerkraut und Hufeisenklee bietet reichlich Nistmöglichkeiten für Sand- und Schmalbienen. 13.4.2022.

Regulierung des Höllbachs – Lokalaugenschein und Lösungsansätze

Am 17.03.2022 fand eine Begehung statt, anwesenden waren Vertreter*innen von LANIUS, der BH Melk, WLV und Grundstücksbesitzer*innen.

Das linksseitige Ufer des Aggsbaches wurde ca. 2 km flussaufwärts begangen. Nach der Besichtigung wurde vereinbart, dass am 11.04.22, 18:00 Uhr im Gemeindeamt Gerolding von LANIUS/Dr. Kraus und der Gemeinde eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung stattfindet mit dem Thema „Heimische Pflanzen“. Weiters wurde vereinbart, dass der Bach beidseitig mit heimischen Pflanzenarten bepflanzt wird. Betreffend die Strukturierung der Bachsohle wird von der Gemeinde ein mit der
WLV ausgearbeitetes Konzept vorgelegt. Die Umsetzung der Arbeiten soll dann im Herbst 2022 erfolgen.

Bericht NÖN 13/2022

Bericht Kurier 30.3.2022

 

Regulierung des Höllbachs im Dunkelsteinerwald

Nach Kritik von LANIUS an der Art und Weise der Behandlung des Aggsbachoberlaufes („Höllbach“) in Kochholz nach den verheerenden Hochwässern vom Sommer 2021 hat ein diesbezüglicher NÖN Artikel für Aufregung gesorgt.

Ohne den breiteren Kontext zu kennen, haben viele Leser*innen den Eindruck, hier ginge es um Hochwasserschutz versus Naturschutz. Selbstverständlich geht es LANIUS darum, WIE der Hochwasserschutz gemacht wurde, und nicht, DASS er gemacht wurde.

NÖN 8/2022

Weder der Naturschutzverein LANIUS noch Dr. Kraus als Obmann-Stellvertreter haben gegenüber der NÖN die Meinung vertreten, dass zweckmäßige Hochwasser-Schutzmaßnahmen nach dem großen Schadereignis vom Sommer 2021 nicht ergriffen werden sollen. Das Ereignis hatte den Bach verklaust und enorme Geschiebemengen mobilisiert, sodass im Zuge der Sofortmaßnahmen schwere Eingriffe notwendig waren. All das ist unstrittig. Es ist die Art und Weise wie hier der Bach im Stile der Sechzigerjahre hart kanalisiert wurde, sowie der mutmaßliche Umstand, dass für dieses Regulierungsvorhaben keine wasser- und naturschutzrechtlichen Bewilligungen eingeholt wurde, die Kritik hervor ruft.

NÖN 9/2022

NÖN 9/2022

Unzutreffend ist die vorgebrachte Aussage, wonach die alternative Variante eines Rückhaltebeckens nicht durchführbar wäre. Rückhaltebecken wären im Einzugsgebiet in den waldreichen Kerbtälern der vielen Seitenbäche wohl ohne allzu großen Aufwand zu errichten gewesen. Sie hätten auch hochwasserschutztechnisch weitaus mehr Sinn gemacht, denn der harte Ausbau des Baches in Kochholz wird nicht mehr als ein HQ10 bis HQ30 gefahrlos abführen können. Jedes größere Ereignis wird neuerlich den Talboden flächig überfluten und die dort befindlichen Objekte gefährden.

3.3.2022

 

Biotopeinsatz am Kremser Kreuzberg

 

Am Samstag 19.2. haben Freiwillige der Forschungsgemeinschaft LANIUS und des Kremser Alpenvereins am Trockenrasen Kreuzberg gearbeitet. Es wurde entbuscht, gemäht, gerecht und sämtlicher Müll im Naturdenkmal entfernt. Der Wirtschaftshof Krems hat den Abtransport des Mähguts und Astmaterials übernommen. 

Einsatz 19.2.2022 JP

Foto Josef Pennerstorfer: Arbeitseinsatz am Kremser Kreuzberg

Biotopeinsatz Köfering 3.1.2022

Bei frühlingshaften Wetter haben 6 LANIUS-Helfer am ersten Montag im neuen Jahr die Weideflächen in Köfering von aufwachsenden Brombeeren, Robinien und Zitterpappeln befreit. Zur Förderung der Wiesenregeneration wurden auf dem im Vorjahr freigestellten Oberhang auch einige Gehölze entfernt und nachentbuscht. Auch einige Zwergmausnester wurden entdeckt.

DI Reinhard Kraus, 3.1.2022

Stängel-Blattschneiderbiene Megachile genalis im Mostviertel nachgewiesen

Die Blattschneiderbiene Megachile genalis kommt zwar in einem riesigen Gebiet zwischen Spanien und Japan vor, wird aber zumindest im europäischen Areal überall sehr selten gefunden. Aus Österreich liegen über einen langen Zeitraum hinweg nur wenige verstreute Funde aus einigen Bundesländern vor.

Das Besondere an der Art ist, dass sie ihre Nester als einzige Bienenart in lebenden Pflanzenstängeln selbst anlegt. Bekannt war bisher die Nutzung vor allem von Küchenzwiebeln, einigen Doldengewächsen und der Bienen-Kugeldistel. Dazu kommt, dass die Art an gewissen Korbblütengewächsen oligolektisch ist und nur dort Pollen sammelt. Aus der Kombination dieser Ansprüche resultiert offenbar die Seltenheit dieser Art.

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Kardenbestand in Melk

Kenntlich ist diese Blattschneiderbiene im weiblichen Geschlecht an einigen Merkmalen: Sie ist relativ groß, von dunkler Farbe, die Behaarung an den Thorax-Seiten und den ersten beiden Hinterleibsringen ist auffallend hell, und die weißen Tergitbinden an den Hinterleibsringen 3, 4 und 5 sind schmal und nur an den Seiten erkennbar, nicht durchlaufend. Die letzte Binde ist – im Gegensatz zu anderen ähnlichen Arten – besonders schmal und ebenfalls nicht oben durchlaufend, sondern nur an den Seiten sichtbar. Die orange Bauchbürste der Weibchen ist ohne deutlich schwarzen End-Abschnitt praktisch bis zum Ende durchlaufend. Damit könnte man die Biene bereits bestimmen, aber das wirklich eindeutige Merkmal betrifft die Mandibeln. Sie sind auffallend kräftig verstärkt und vorspringend, was ein Alleinstellungsmerkmal darstellt.

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Weibchen von Megachile genalis an Wegwarte

Ich konnte heuer im August und September die Art mit wenigen Weibchen im Firmengelände Gradwohl bei Melk feststellen. Dort befindet sich ein großer und dichter Kardenbestand. Durch gründliches Absuchen der Kardenstängel konnte ich in der Folge 3 Nester von M. genalis finden. Erhard Kraus zeigte mir dann einen noch viel größeren Kardenbestand an der Pielach bei Haunoldstein. Auch dort wurde ich fündig und sichtete bei mehreren Exkursionen bis zu 6 Weibchen und einmal sogar ein Männchen. In diesem zweiten Gebiet konnte ich sogar 6 Nester der seltenen Bienenart entdecken, was angesichts der enormen Zahl an Kardenstängeln keine leichte Aufgabe war. Pollen wurde in beiden Gebieten nur an der Wegwarte (Cichorium intybus) und an der Gemeinen Kratzdistel (Cirsium vulgare) gesammelt, die beide nur spärlich vorkamen und somit das Vorkommen von M. genalis limitierten. Andere Korbblütler wurden hingegen nicht besucht.

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M. genalis-Weibchen auf Gemeiner Kratzdistel präsentiert seine Mandibeln

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Weibchen von Megachile genalis an Wegwarte

An einem beflogenen Nest in Melk konnten spannende Beobachtungen und zahlreiche Fotos gemacht werden. Videos vom Polleneintrag und vom Eintrag geschnittener Blattstücke als Baumaterial können unter diesen Links eingesehen werden:

https://youtu.be/ohXjXVC–IM

https://youtu.be/_yiEv20_ubA

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Beflogener Nesteingang in einem Kardenstängel in 1,5m Höhe

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Weibchen von M. genalis trägt ein gerolltes Stück eines Haselblatts als Baumaterial für eine neue Brutzelle ein

Kennt man einen größeren Kardenbestand, in dessen Umfeld Wegwarten und Gemeine Kratzdistel vorkommen, so kann man mit dem Fund der Biene spekulieren. Die Fundorte der Stängel-Blattschneiderbiene können erhalten werden, indem man gezielt Maßnahmen zum Erhalt der Karden, aber auch der Pollensammelpflanzen setzt.

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Spuren der Tätigkeit von M. genalis an einem Haselstrauch

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Weibchen von M. genalis kehrt mit Wegwarten-Pollenladung zum Nest zurück

Wolfgang Schweighofer, 7.9.2021

Goldfarbene Langhornbiene (Eucera pollinosa) in Melk nachgewiesen

Die Goldfarbene Langhornbiene ist eine im Mittelmeerraum weit verbreitete Bienenart. In Mitteleuropa hingegen gehörte sie seit den Funden von Pittioni im Osten Östereichs in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zu den größten Raritäten und blieb in der Folge für etwa 60 Jahre verschollen.

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Goldfarbene Langhornbiene (Eucera pollinosa) ♂, Melk 12.6.2021

Erst im neuen Jahrtausend begann sich die Biene wieder im östlichen Pannonikum auszubreiten und hat dort ihre Vorkommen im Zuge des Klimawandels deutlich verdichtet.

Ohne Zweifel gehört die Goldfarbene Langhornbiene zu den spektakulärsten Erscheinungen in der heimischen Bienenwelt. Sie ist schon einmal durch ihre bedeutende Größe – in etwa im Bereich der Honigbiene – und durch die langen Fühler der Männchen sehr auffallend. Dazu kommt die einheitliche rötlich-braungelbe, filzige Behaarung, die allerdings bei den kurzlebigeren Männchen relativ rasch ausbleicht. Im Feld fallen auch die rasanten und ausdauernden Patrouilleflüge der Männchen, die ständig auf der Suche nach Weibchen sind, auf. Diese finden vor allem im Bereich der Pollenfutterpflanzen der Weibchen statt. Die Goldfarbene Langhornbiene ist oligolektisch auf Schmetterlingsblütlern, das heißt, die Weibchen sammeln nur auf rotviolett blühenden Wicken, Platterbsen sowie auf dem Esparsetten- oder Langfahnen-Tragant. In Vorkommensgebieten sollte der Boden sandig sein, da diese Bienen ihre Nester nur im Sandboden anlegen.

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Goldfarbene Langhornbiene (Eucera pollinosa) ♀, Melk 12.6.2021

Im Firmengelände einer kleinen Fabrik in der Nähe von Melk treffen die genannten Bedingungen eigentlich perfekt zu. Das Betriebsgelände wurde vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit „Voitsauer Wildblumensamen“ gestaltet, wobei viele pannonische Raritäten, darunter auch zahlreiche Schmetterlingsblütler wie etwa der Esparsettentragant (Astragalus onobrychis), flächig angesiedelt wurden. Diese floristische Gestaltung hatte in der Folge auf die Ansiedlung seltener Wildbienenarten beachtliche Auswirkungen.

Bereits im letzten Jahr konnten spät im Juli zwei stark abgeflogene Weibchen von Eucera pollinosa entdeckt werden, die auf den großen Blüten von Breitblatt-Platterbse (Lathyrus latifolius) sammelten. Vor wenigen Tagen konnte ich dieses Vorkommen bestätigen. Etwa 10 Goldfarbene Langhornbienen – in der Mehrzahl Männchen – flogen im Bereich frisch aufblühender Pflanzen des Esparsetten-Tragants.

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Esparsetten-Tragant (Astragalus onobrychis), Melk 12.6.2021

Damit ist diese südliche Bienenart im Westen Niederösterreichs angekommen und Melk markiert also die aktuelle Nordwestgrenze der mitteleuropäischen Verbreitung. Man wird sehen, ob sich die Goldfarbene Langhornbiene in den nächsten Jahren weiter bei uns ausbreiten kann. In Frage kommen Wärmegebiete wie etwa der Kleinpöchlarner Rindfleischberg, wo größere Bestände der Feinblatt-Vogelwicke (Vicia tenuifolia) bereits auf die goldenen Bienen warten.

Literatur (mit Verbreitungskarte von Eucera pollinosa in Österreich): https://www.zobodat.at/pdf/BEF_20_0177-0198.pdf

Wolfgang Schweighofer, 14.06.2021

Weitere Zunahme des Bienenfressers im westlichen Niederösterreich

Der früher in Österreich seltene Bienenfresser hat sich in den letzten Jahrzehnten im pannonischen Raum praktisch flächendeckend ausgebreitet und ist dort faunistisch keine Besonderheit mehr.

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Bienenfresser (Merops apiaster) ♂, Melk 2.6.2021

In den letzten Jahren hat sich die Art auch im Bezirk Melk mit einigen kleineren bis mittelgroßen Kolonien etabliert, die von Mitgliedern der FG Lanius alljährlich kontrolliert werden. Während bisher die Vorkommen in Sandgruben des östlichen Bezirksteils konzentriert waren, konnte nun erstmals auch im unteren Erlauftal ein brutverdächtiges Paar festgestellt werden. Mit weiteren Ansiedlungen ist in den kommenden Jahren zu rechnen. Daher sollten künftighin vorhandene Aufschlüsse, besonders im Bereich von Abbaugruben, Materialgewinnungen u.Ä. auf das Vorhandensein von Bienenfressern überprüft und allfällige Funde gemeldet werden.

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Bienenfresser (Merops apiaster) mit Hornissen-Königin (Vespa crabro), Melk 2.6.2021

Der Bienenfresser ist wohl der farbenprächtigste bei uns heimische Brutvogel und ist somit für Fotografen prinzipiell eine Herausforderung. Freilich ist es nicht so einfach, eine geeignete Örtlichkeit dafür zu finden. Brutkolonien liegen oft in Naturschutzgebieten oder privaten Arealen und grundsätzlich ist eine Störung der geschützten Vögel zu vermeiden bzw. verboten. Außerdem ist eine Erlaubnis des Grundbesitzers einzuholen. Mitglieder der FG Lanius haben eine geeignete Kolonie ausfindig gemacht und das Einvernehmen mit dem Grundbesitzer hergestellt. Ein professionelles Vorgehen ist bei der Errichtung des Fotosettings unbedingt notwendig. So müssen Sitzunterlage und Tarnzelt während der Nachtstunden aufgestellt werden. Das Tarnzelt muss bereits in den frühen Morgenstunden, vor dem Aktivwerden der Bienenfresser, besetzt werden. Nur ein störungsfreies Ambiente für die Bienenfresser ermöglicht letztlich erstklassige Bilder und garantiert, dass die Vögel ungestört dem Brutgeschäft nachgehen können!

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Bienenfresser (Merops apiaster) Kopulation, Melk 31.5.2021

Die empfindlichsten Störungen an den Brutplätzen verursachen Fotografen und Beobachter, die ohne entsprechende Vorkehrungen die Vögel direkt an der Brutwand beobachten und fotografieren wollen. Daher soll unbedingt ein ausreichender Sicherheitsabstand eingehalten werden. Dann kann man das interessante Verhalten der schönen Vögel ohne schlechtes Gewissen beobachten.

Erste fotografische Ergebnisse zum Bienenfresser aus dem Bezirk Melk liegen nun vor.

Wolfgang Schweighofer, 14.06.2021