Kuhschellen am Westrand ihres Verbreitungsgebiets

Die Forschungsgemeinschaft LANIUS hat in den letzten Jahren eine Vielzahl an Pflegeeinsätzen mit Vorkommen der Großen Kuhschelle (Pulsatilla grandis) durchgeführt. Eine genaue Datenlage zu der FFH-Anhang II Art gab es für den Randbereich ihres Verbreitungsgebiets in der ausgehenden Wachau und angrenzender Räume nicht. Die Möglichkeit, ein Projekt im Rahmen des „Grand Prix der Biodiversität“ des Naturschutzbundes erfolgreich einzureichen und damit eine Basis-Finanzierung für die Erhebungsarbeiten zu erhalten, kam daher gerade recht.

Das Projektgebiet umfasste den Donauraum am westlichen Ausgang der Wachau, begrenzt auf die Jauerlingabhänge (von der Ruine Hinterhaus bei Spitz donauaufwärts), den angrenzenden Nibelungengau und das untere Pielachtal sowie isolierte Standorte im Jauerling-Hochland und im Erlauf- und Ybbstal. Weiters wurden einzelne bekannte Vorkommen im Traisental und im östlichen Bereich des Dunkelsteinwaldes kontrolliert.

Was haben wir gezählt?

Die Erfassung der Kuhschellen (neben der Großen Kuhschelle wurden auch die Bestände der Schwarzen Kuhschelle, P. nigricans erhoben) begann mit dem ersten Aufblühen der Großen Kuhschelle Mitte Februar 2022. Gezählt wurde die Anzahl der einzelnen Stöcke und die Blüten pro Stock an den einzelnen Vorkommens-Standorten. Als Stock wurde ein kompakter Sprossverbund bezeichnet. Blühende Individuen, die weniger als 8–10 cm voneinander entfernt waren, wurden als ein Stock gezählt. Die Blüten wurden in jeder Form (Knospe, Blüte bzw. verblühter Zustand, auch abgefressene Blütenstängel) gezählt.

Ergebnisse, auf die wir stolz sein können

Im Zuge der Erhebungen wurden insgesamt 22.742 Blüten an 6.141 Stöcken der Großen Kuhschelle und 726 Blüten an 173 Stöcken der Schwarzen Kuhschelle gezählt! Wie zu erwarten war, gibt es auf den Trockenrasen im Donautal zwischen Spitz und Schwallenbach sehr große Vorkommen der Großen Kuhschelle. Einerseits handelt es sich um bestehende Pflegeflächen wie den Trockenrasen bei der Ruine Hinterhaus und den Federgrassteppenhang bei Schwallenbach - letzterer stellt mit 3.823 Blüten die Top-Fläche im Projektgebiet dar. Andererseits gibt es auf einzelnen offenen Steilhängen nördlich der Teufelsmauer Bestände, die in die Hunderte gehen. Auf den LANIUS-Flächen südlich der Teufelsmauer wurde aufgrund der schwierigen Geländeverhältnisse nicht gezählt – nach Schätzungen von N. Sauberer handelt es sich hier ebenfalls um große Bestände mit insgesamt ca. 2.500 Blüten.

Im Raum nördlich und südlich von Aggsbach gibt es Trockenrasen-Steilhänge oberhalb der Eisenbahntrasse mit kleineren Beständen von P. grandis. Überraschend und erfreulich waren die Ergebnisse für die LANIUS-Flächen in Köfering. Hier konnte die Große Kuhschelle an insgesamt sechs Standorten festgestellt werden, wenngleich nur mit geringer Individuenzahl.

Ein weiterer Schwerpunkt der Vorkommen (beider Arten) liegt im Donautal flussauf von Emmersdorf bis Klein-Pöchlarn. Die zumeist kleinen Bestände sind hier einerseits auf den offenen Trockenrasen an der Felskante zur Donau, andererseits auf Böschungen mit Trespen-Halbtrockenrasen zu finden. Größere Vorkommen der Großen Kuhschelle befinden sich an den Steilhängen bei der Ruine Weitenegg (mit mehr als 1.000 Blüten) sowie die größte Population der Schwarzen Kuhschelle im Untersuchungsraum (mit mehr als 200 Blüten). Der westlichste Standort der Großen Kuhschelle im Donautal befindet sich am Rindfleischberg – wobei es sich hier um stark gefährdete Kleinstvorkommen mit sehr wenigen Individuen handelt.

Im Waldviertel ist zuallererst der Bestand der Großen Kuhschelle in Zehentegg zu erwähnen. Auf dem von LANIUS gepachteten Federgrassteppenhang konnte die stolze Zahl von 3.426 Blüten gezählt werden. Mit Vorkommen im nahen Umfeld steigt hier die Zahl sogar auf über 4.000 Stück an. Überraschend große Bestände sind auch von einzelnen Standorten von P. grandis im Jauerling-Hochland zu vermelden, mit Hunderten von Blüten auf sehr kleinen Böschungen.

Die Kuhschellen-Vorkommen im Pielachtal befinden sich im Bereich der Steinwand an den halboffenen Steilhängen und Trockenrasen bzw. an Böschungen im angrenzenden landwirtschaftlich geprägten Raum - mit einzelnen kleinen Beständen beider Arten. Eine große Überraschung bot sich uns bei der genaueren Untersuchung der Trocken- und Halbtrockenrasenböschungen im Gebiet zwischen Pielach und Neubach. Hier konnte eine Population mit insgesamt über 1.000 Stöcken und mehr als 2.000 Blüten festgestellt werden.

Erfreulich war weiters der Fund von einzelnen Individuen beider Kuhschellenarten im Ybbstal bei Kematen, die vermutlich als die westlichsten Vorkommen in Niederösterreich gelten können. Bei der Nachsuche im Erlauftal konnte nur noch ein einzelner Kuhschellen-Stock gefunden werden.

Im Gebiet der östlichen Abhänge des Dunkelsteinerwaldes und im Traisental (Großrust, Heinigstetten, Getzersdorf, Kogelberg etc.) konnte der Großteil der bekannten Vorkommen bestätigt und einzelne kleinere Bestände im Nahbereich neu festgestellt werden. Der westlichste Fundort der Großen Kuhschelle im Traisental dürfte bei Oberradlberg (mit insgesamt mehr als 700 Blüten an zwei Standorten) liegen. Das frühere Vorkommen am östlichen Wagram bei St. Pölten konnte nicht mehr bestätigt werden.

Auffallend war, dass die vitalsten Bestände zumeist auf lückigen Trockenrasen festzustellen waren. Sie zeichnen sich durch eine Vielzahl an jungen Stöcken mit wenigen Blüten pro Stock aus. Die Bestände in den trespendominierten, zumeist nicht gepflegten Halbtrockenrasen sind durch einzelne, aber z. T. enorm blütenreiche, alte Stöcke charakterisiert. Der Rekord liegt hier bei mehr als 70 Blüten pro Stock. Von diesen Beobachtungen kann wohl abgeleitet werden, dass die beste Voraussetzung für einen vitalen Bestand mit großen generativen Vermehrungsraten in der Bereitstellung von offenen Bodenstellen liegt. Andererseits dürften einzelne Individuen auch unter suboptimalen Bedingungen (z.B. in dichten Trespenbeständen mit Streufilz) lange überdauern können.

Wie geht es weiter

Die Bestände der Kuhschellen können sich bei Wiederaufnahme der Pflege durchaus wieder sehr rasch erholen bzw. entwickeln. So sind wir sehr stolz, dass die größten Populationen der Großen Kuhschelle auf jenen Trockenrasen in Zehentegg und Schwallenbach zu finden sind, die LANIUS seit einigen Jahren mittels regelmäßiger Pflegeeinsätze wieder restaurieren konnte.

Neben dem Erhalt der Kuhschellen-Vorkommen können durch entsprechende Pflegemaßnahmen eine Vielzahl an weiteren seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten gefördert werden. So konnte W. Schweighofer beispielsweise besonders seltene Wildbienenarten insbesondere an den Kuhschellen-Standorten feststellen (mehr dazu in eigenen Beiträgen). In diesem Sinne wird LANIUS weiterhin Arbeitsschwerpunkte insbesondere im Bereich der Trockenrasenpflege haben.

Weitere angedachte Aktivitäten zum Schutz der beiden Kuhschellen-Arten sind:

  • Priorisierung der Schutzerfordernisse der einzelnen Standorte
  • Kontaktaufnahme mit EigentümerInnen
  • Information von EigentümerInnen ev. anhand eines Kuhschellen-Steckbriefs
  • Einleitung und Umsetzung von Pflegemaßnahmen und Schutz-Projekten

Weitenegg Felsrasen

Vitaler Bestand In Zehentegg

Verbrachende Böschungen Emmersdorf

Trockenrasen Teufelsmauer

Überdauern im hochwüchsigen Bestand

Reichblütige Stöcke im Trespenbestand

Ölkäfer

Nibelungengau Lichter Eichenwald

Frühblüher in der Steinwand

Wiesenschätze in den Randalpen

Kurzbeschreibung:

Auch wenn viel von der ursprünglichen Wiesenpracht in den NÖ Randalpen wohl längst verloren gegangen ist, so gibt es dennoch einige Magerwiesen, die einer Vielzahl an seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten (z.B. Obsthummel, Saumfleckperlmuttfalter, Schwarzfleckiger Grashüpfer, Enziane und Orchideen) letzte Rückzugsorte bieten.

Aufgrund fehlender Schutzgebietsausweisungen fristen die Randalpen zwischen Erlauf- und Traisental seit langem ein Stiefmütterchen-Dasein aus naturschutzfachlicher Sicht. Nachdem Wolfgang Schweighofer nicht müde wird, auf diesen Umstand und auf die bitteren Verluste an Flächen mit höchster Biodiversität hinzuweisen (vgl. Beitrag „Unbekanntes Naturparadies Randalpen – 30 Jahre Rückschau: Was ist daraus geworden?“ in der LANIUS-Information 29/2020: S. 60-69) hat die Forschungsgemeinschaft ein Projekt bei der Lesser-Stiftung für Naturschutz München erfolgreich eingereicht und damit die Chance bekommen, Aktivitäten zum Erhalt dieser Naturjuwele zu setzen.

Wichtige Maßnahmen-Schwerpunkte: 

In einem ersten Schritt wurde 2022 in einer Zusammenschau von Experten eine Auswahl an Wiesen und Weiden im Gebiet getroffen, die auf ihre aktuelle Wertigkeit überprüft wurde. Im Frühsommer wurde ein Großteil dieser Flächen begangen und erste Erhebungen z.B. zu Orchideen und anderen Charakterarten der Magerwiesen durchgeführt. In der Folge sollen 2023 intensivere Erhebungen an ausgewählten Standorten (Vegetation, Tagfalter, Heuschrecken) gemacht und Kontakt zu den Bewirtschaftern aufgenommen werden, um entsprechendes Bewusstsein für die Einzigartigkeit dieser Lebensräume zu schaffen und spezifische Erhaltungsmaßnahmen zu unterstützen.

LANIUS-Projektteam:

Reinhard Kraus, Wolfgang Schweighofer, David Paternoster, Thomas Hochebner

Stand: 13.01.2023

Hummelkartierung

Eisenhuthummel (Bombus gerstaeckeri)

Kurzbeschreibung

Aktuell wird an einem Atlas der in Österreich vorkommenden etwa 45 Hummelarten gearbeitet. Die Gesamtleitung des Projekts obliegt den beiden Salzburger Hummelspezialisten Johann Neumayer und Walter Wallner. Über die Naturschutzbund-Plattform www.naturbeobachtung.at können im Rahmen eines Citizen Science-Projekts von jedem Naturinteressierten Hummeldaten zur Verfügung gestellt werden. Um diese Daten evaluieren zu können, ist ein qualifizierbarer Fotobeleg notwendig.

Hilfreich und nahezu unerlässlich für die Hummelbestimmung ist der preiswerte Feldführer „Feldbestimmungsschlüssel für die Hummeln Deutschlands, Österreichs und der Schweiz“ von Joseph Gokcezade u.a. Mit Hilfe dieses Heftchens kann man sich recht schnell in die überschaubare Artenzahl der in Österreich vorkommenden Hummelarten einarbeiten.

Unbestimmte Hummeln können auch in einem Diskussionsforum von www.naturbeobachtung.at zur Diskussion gestellt werden. Auf diese Art werden in Österreich jährlich tausende neue Hummeldaten gewonnen.

Arbeitsschwerpunkte Lanius

Im Arbeitsgebiet von Lanius hat sich die letzten Jahre Wolfgang Schweighofer um die Hummelkartierung angenommen und ca. 1000 Daten beigesteuert. Wenn auch die Datenlage in Niederösterreich überdurchschnittlich gut ist, gibt es doch immer wieder Neues zu entdecken. An Spitzenfunden der letzten Jahre können z.B. die Entdeckung der in Mitteleuropa vom Aussterben bedrohten Deichhummel (Bombus distinguendus) an verschiedenen Orten des Waldviertels, darunter auch ganz im Süden bei Pöggstall, oder ein brandaktueller isolierter Neufund der seltenen Heidehummel (Bombus jonellus) im südlichen Waldviertel beim Spielberger Moor genannt werden.

Gute Hummelhabitate liegen aber etwa auch auf blumenreichen Wiesen der Randalpen oder in der subalpinen Stufe der niederösterreichischen Kalkalpen. Generell können Hummeln aber überall gefunden werden, insbesondere auch in naturnahen Hausgärten.

Somit ergeht der Aufruf an die Lanius-Mitglieder, ebenfalls Hummeldaten in ihrem Aktionsraum zu erheben und diese weiterzumelden, im Idealfall direkt auf der Meldeplattform von www.naturbeobachtung.at . Die Betreiber der gesamtösterreichischen Hummelkartierung freuen sich über jede einzelne Meldung.

Bei Fragen oder Schwierigkeiten, in Einzelfällen auch bei Bestimmungsfragen, kann man sich an Wolfgang Schweighofer wolfg.schweighofer(at)gmx.at wenden.

Stand 27.5.2020

Utissenbach

„Waldumbau Utissenbach“

Kurzbeschreibung:

Seit vielen Jahren hat sich Peter Kastner, Besitzer einer alten schön restaurierten Mühle in Utissenbach am Kamp, bemüht, die früher zur Mühle gehörenden Grundstücke und auch andere Waldparzellen in seiner Umgebung zu erwerben. Dabei ist es sein Ziel, bei anstehenden Erneuerungen der Bestockung Baumarten der am jeweiligen Standort wahrscheinlichen natürlichen Waldgesellschaft wieder einzubringen. Auf den meisten Flächen überwiegen heute Fichte und Weißkiefer und die von Natur aus vorherrschenden Rotbuchen und Weißtannen gibt es nur mehr an wenigen Stellen.

Wichtige Maßnahmen-Schwerpunkte: 

Die FG Lanius wurde erstmals 2016 eingeladen, für die Wiederbewaldung einer gerade zuvor erworbenen Kahlfläche am Kamp einen Plan für die Neuaufforstung zu erstellen. Auf den flussnahen tieferen Teilen wurden 2017 Schwarzerlen, Weiden, Bergahorn und Traubenkirschen gepflanzt, auf den höheren Flächenteilen Rotbuchen und Weisstannen. Die Fläche wurde gegen Wildverbiss gezäunt. Sie hat sich seitdem sehr gut entwickelt.

2019 entstand durch Borkenkäferbefall auf einer nach dem letzten Weltkrieg mit Fichte und Weisskiefer aufgeforsteten ehemaligen Ackerfläche am Kamp eine kleinere Kahlfläche mit angrenzenden lückigen Waldteilen. Diese ebenen Flächen grenzen an einen Steilhang, auf dem es noch einige große Tannen und Rotbuchen gibt. Eine genaue Besichtigung der aufgeforsteten Ackerfläche und nunmehr lückigen ebenen Teile ergab, dass es dort im hangnahen Teil viele durch natürliche Verjüngung entstandene kleine Buchen und Tannen gab.

Es wurde nun ein Plan entwickelt, der die Aufforstung des Kerns der großen Lücke mit Stieleichen vorsieht. Dieser Kernteil wird mit Rotbuchen umgeben. Am Fluss werden Bergahorn, Schwarzerlen und Bruchweiden gepflanzt, in den übrigen aufgelichteten Teilen werden nur dort Rotbuche und Tanne eingebracht, wo keine natürliche Verjüngung dieser Baumarten vorhanden ist.

Die Pflanzung aller dieser Bäumchen war für das Frühjahr 2020 vorgesehen. Der dafür vorgesehene Arbeitstrupp kam bedingt durch die Coronavirus-Krise im Frühjahr dieses Jahres nicht zum Einsatz. So wird wohl erst im kommenden Herbst oder im Frühjahr 2021 alles durchgeführt werden, was wir geplant haben.

LANIUS-Projektteam:

Hans-Peter Lang, Erhard Kraus

Stand: 15.05.2020

Steinkrebs

Kurzbeschreibung:

Der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) ist eine von drei in NÖ heimischen Flusskrebs-Arten, die als streng geschützte Art in den Anhängen II und V der FFH-Richtlinie angeführt ist. Wie auch beim Edelkrebs (Astacus astacus) und beim Sumpfkrebs (A. leptodactylus) ist der Schutz des Steinkrebses nicht im Landes-Naturschutzrecht verankert, sondern in der NÖ Fischereiverordnung 2002.

Im Gegensatz zum noch stärker gefährdeten Edelkrebs lebt der kleinere und hellere Steinkrebs in den Oberlaufregionen kleiner Bäche, die weitgehend frei von kommunalen Abwässern sowie Sediment- und Nährstoffeinträgen sein müssen. Die von ihm besiedelten kleinen Bäche sind daher meist in Waldgebiete eingebettet und liegen oft abseits von Siedlungen. Neben der Nährstoffbelastung ist vor allem das stetig weitere Vordringen des nicht heimischen, aus Nordamerika stammenden und in den Siebzigerjahren mit Förderung des Landwirtschaftsministeriums angesiedelten Signalkrebses (Pacifastacus leniusculus), der als Überträger der Krebspest fungiert, ein wichtiger Gefährdungsfaktor.

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die isolierten, zahlenmäßig ohnehin überschaubaren Vorkommen des Steinkrebses in Niederösterreich dramatisch geschrumpft sind (R. Pekny, mdl.). Darüber hinaus sind Verbreitung und tatsächliche aktuelle Vorkommen des Steinkrebses weitgehend unbekannt, da bislang keine ausreichenden systematischen Erhebungen auf regionaler oder landesweiter Ebene vorgenommen wurden. Aus diesem Grund hat sich die FG LANIUS entschlossen, die wenigen in unserem Arbeitsgebiet bekannten Vorkommen dieser extrem gefährdeten Spezies in den nächsten Jahren einem systematischen Monitoring zu unterziehen, sowie eine möglichst große Anzahl an möglichen Lebensräumen auf Krebs-Vorkommen zu untersuchen.

Gerne gehen wir auch Hinweisen aus der Bevölkerung nach und freuen uns über die Zusendung von Fotos von Zufallsfunden von Flusskrebsen. Bei eigenständigen Begehungen sind allerdings einige ökologische und rechtliche Aspekte zu berücksichtigen. Bei Interesse an einer aktiven Mitarbeit, bitten wir daher um vorherige Kontaktaufnahme (david.ramler@lanius.at).

Wichtige Maßnahmen-Schwerpunkte: 

  • Kontrolle und Monitoring bekannter Steinkrebs-Vorkommen (z.B. Hiesberg, Wachau)
  • Ausdehnung der Steinkrebs-Suche auf das gesamte Arbeitsgebiet von Lanius (südliches Waldviertel, Raum St. Pölten, Melk-, Pielach- und Traisental, Wachau)
  • Fotografische Dokumentation und GIS-Verortung
  • Ableitung und Initiierung von Schutzmaßnahmen

Durchgeführte Teilprojekte:

  • Vorerhebung 2019 in den Verdachtsgebieten am Hiesberg; Einzelfunde Wachau
  • 2022 Neustart des Steinkrebs-Projektes mit systematischen Begehungen mit Schwerpunkt auf den St. Pöltner Raum; diverse Einzelfundmeldungen von Lanius-Mitgliedern
  • Weitere detaillierte Flusskrebs-Nachweise im Weitenbachsystem (südl. Waldviertel) konnten aus einer 2021 abgeschlossenen Diplomarbeit der HLUW Yspertal übernommen werden.
  • Ausblick 2023: weitere Begehungen mit Schwerpunkt auf Hiesberg, Dunkelsteinerwald und den linksseitigen Donauzubringern. Ausarbeitung von geeigneten Schutzmaßnahmen.

Lanius-Projektteam:

David Ramler (Projektleiter), Erhard Kraus, Wolfgang Schweighofer, Markus Braun, Klaus Teichmann, Gabriel Mayrhofer, David Sandler,

Weiterführende Literatur:

(Kraus, 2020)(Eder & Hödl, 1998)(Pekny & Pöckl, 2000; Petutschnig, 2009)(Ramler, 2022)(Mayrhofer et al., 2021)

Eder, E., & Hödl, W. (1998). Flusskrebse Österreichs. Stapfia, 58, 284 pp.

Kraus, E. (2020). Steinkrebse (Austropotamobius torrentium) im nordöstlichen Mostviertel - gerade entdeckt, bald wieder verloren? LANIUS-Information, 29, 94–99.

Mayrhofer, G., Sandler, D., Stockinger, F., & Worm, C. (2021). Erhebung der Krebspopulationen im Weiten- und Křesanovský-Bach. HLUW Yspertal.

Pekny, R., & Pöckl, M. (2000). Flusskrebse und Süsswassergarnelen (Decapoda, Mysidacea). In Rote Listen ausgewählter Tiergruppen Niederösterreichs (pp. 34–76). Amt der NÖ Landesregierung Abteilung Naturschutz.

Petutschnig, J. (2009). Rote Liste der Flusskrebse (Decapoda) Österreichs. In K. P. Zulka (Ed.), Rote Liste gefährdeter Tiere Österreichs. (pp. 25–40). Grüne Reihe des Lebensministeriums.

Ramler, D. (2022). Neustart des LANIUS-Steinkrebsprojektes. LANIUS-Information, 31, 4–5.

Stand: 12.01.2023

Stadt St. Pölten

Kurzbeschreibung:

Seit der Gründung der Forschungsgemeinschaft LANIUS im Jahr 1990 waren der Naturschutz im Bereich der Stadt St. Pölten immer ein wichtiges Anliegen für unseren Verein. Als aufstrebende und expandierende Landeshauptstadt im biogeographisch interessanten nordöstlichen Alpenvorland, am Fluss Traisen gelegen, besteht im über 100 km2 großen Stadtgebiet zunehmend die Gefahr, letzte ökologisch bedeutsame Naturräume zu verlieren.

Der derzeitigen Strategie der Stadtregierung St. Pölten wirtschaftlich, infrastrukturell und touristisch voranzutreiben, fehlen leider jegliche Ansätze zum Umwelt-, Arten- oder Klimaschutz (siehe Strategiepapier „Zukunftsraum St. Pölten, Ausgabe 2020“).

Als wichtige Arbeitsgrundlage für die Erhaltung der Biodiversität im Stadtgebiet kann die Biotopkartierung „Biotopkartierung St. Pölten (2003)dienen. Aufbauend auf dieser LANIUS Studie hat die FG LANIUS in den letzten 20 Jahren die Mehrzahl der wertvollsten Biotope ehrenamtlich kartiert und Berichte (siehe unten)  für die Stadt erstellt.

Naturschutzfachlich besonders hervorzuheben ist der ehemalige Truppenübungsplatz (GÜPL) bei Völtendorf. Die Erhaltung der enormen Biodiversität dieses Areals ist prioritäres Ziel von LANIUS. Nachdem die Stadt St.Pölten nach langjährigem Rechtsstreit seit 2019 Eigentümerin des Gebietes geworden ist, entscheidet sich in den kommenden Jahren die Zukunft der Naturfläche. Schlagwörter wie „Aufforstungsoffensive am GÜPL“, Freizeitnutzung oder landwirtschaftliche Nutzung in den Medien verdeutlichen die möglichen Bedrohungen für diesen „Biodiversitäts Hotspot“.

Hauptziel des Vereines ist der Erhalt dieser letzten naturnahen Flächen und der verbliebenen Biodiversität im Stadtgebiet.

Weitere Aktivitäten für die Stadt waren/sind die Durchführung und Unterstützung von Pflegemaßnahmen (z.B. Östlicher Wagram, Brunnenfelder in Spratzern und Harland), Gestaltung der Besucher -Tafeln Nadelbach und Viehofner Seen, Exkursionen im Rahmen der städtischen „Naturspaziergänge“ u.a.

Aktuell ist die FG LANIUS Partner der Initiative „Klimahauptstadt 2024“ (www.klimahauptstadt2024.at).

Durchgeführte Projekte und Publikationen:

1992                GÜPL Völtendorf
1994                Nadelbach
1995                Spratzender Brunnenfeld
1996                Feldmühle
1997                Parkkartierung
1997                Sparkassenpark
1997                Specht Kartierung
1999                Salzer Au
2000                Harlander Brunnenfeld
2001-2002        Biotoperhebung GÜPL Völtendorf
2003                Biotopkartierung
2004                Viehofner Kogel
2004                Viehofner Seen
2005                Wörth - Steinfeld
2006                Kopalkaserne
2007                Steinfeldbach
2009                Östlicher Wagram
2010/11            Traisen
2011                Fledermausprojekt
2012                Übersicht - Vogelwelt im Stadtgebiet
2015                Amphibienkartierung
2016/17           Orchideenerhebung (aus Gründen des Artenschutzes wird der Bericht
.                      nicht veröffentlicht)
2018/19           Friedhof - Vogelwelt

Weitere Erhebungen vom GÜPL Völtendorf sind im Projekt „GÜPL Völtendorf" zu finden.

Empfehlungen, Stellungnahmen und Anträge:

1997                Naturschutzforderungen für St. Pölten
2005                NDM Hart_Wörth (Medienservice St.Pölten)
2006                NDM Antrag St.Pölten für den GÜPL
2011                NDM Antrag St. Pölten für den GÜPL
2015                Stellungnahme zur geplanten Befischung Viehofner Seen
2017                Stellungnahme zum Krähenabschuss
2018                Brief an Stadt zum geplanten Spartan Race
2018                Naturschutzforderungen 2018 für St.Pölten
2019                Angebot zur Fachexpertise GÜPL
2019                Empfehlungen zur Routenführung Spartanrace
2019                NDM-Antrag Harlander Au
2019                Stellungnahme mit Empfehlungen zum Spartan Race 19
2019                Stellungnahme Verbauung Westlicher Wagram
2020                Anfrage an Bgm. Stadler zu Bodenverbrauch und Aufforstungsoffensive
2020                Naturschutzfachliche Stellungnahme Glanzstoff-Au
2020                Pflegekonzept für den Östlichen Wagram in Stattersdorf
2022                Naturdenkmalanträge in Kooperation mit Green Steps St.Pölten
2023               Stellungnahme zum Ankauf der Viehofner Traisenau
2023               Empfehlungen zum fischereilichen Management auf den Viehofner Seen

LANIUS-Projektteam:

Markus Braun, Hannes Seehofer, Thomas Hochebner, Erhard Kraus, David Ramler, Klaus Teichmann

Stand: 05.02.2023

Bienenfresser

Kurzbeschreibung:

Seit Mai 2014 sind Bienenfresser als Brutvögel im Bezirk Melk bestätigt (siehe: Kraus, E. 2016, Bienenfresser im Mostviertel auf dem Vormarsch, LANIUS-Information 25/1-2, 2016). Die aktuell 7 Brutvorkommen liegen gehäuft im Bereich der Quarzsandgruben der Melker Sande in den Gemeinden Loosdorf und Melk und haben sich in den letzten Jahren bei einem Gesamtbestand von etwa 35-40 Brutpaaren konsolidiert. Lediglich im Jahr 2016 kam es zu einem Brutversuch und einer erfolgreichen Brut (2 Brutpaare) an Steilufern der Pielach, welche bislang – vermutlich aufgrund der hohen Störquellen durch Freizeitnutzung – keine Fortsetzung fanden.

Schutzstatus:

Rote Liste (NÖ): Kategorie III - gefährdet

Wichtige Maßnahmen-Schwerpunkte: 

  • Jährliche Erhebung der bekannten Brutvorkommen im Quarzsandgebiet
  • Kontaktpflege mit den Grubenbetreibern (Quarzwerke AG, Xella Porenbeton Österreich GmbH)
  • Durchsetzung der Vogelschutzziele im Naturschutzgebiet Pielach-Ofenloch-Neubacher Au
  • Fotografische Dokumentation
  • Arbeitsberichte

Durchgeführte Teilprojekte:

  • Extensives jährliches Bienenfresser-Monitoring in den Quarzsandgruben
  • Vereinbarung des Betretungsrechtes in den Abbaugebieten mit Sicherheitseinweisung durch die Betriebe
  • Anpassung des Abbaubetriebes an das Brutgeschehen (soweit möglich)
  • Regelmäßiger Informationsaustausch mit der Naturschutzbehörde (BH Melk)

LANIUS-Projektteam:

Erhard Kraus, Wolfgang Schweighofer

Stand: 15.04.2020

Huchen

Kurzbeschreibung:

Der Huchen (Hucho hucho) ist ein in Europa endemischer, großwüchsiger Salmonide, der im Europaschutzgebiet NÖ Alpenvorlandflüsse an Pielach, Melk, Mank, Ybbs und Donau eines der wichtigsten Vorkommen in Österreich hat. Deshalb hat die Forschungsgemeinschaft LANIUS beschlossen dieser Fischart besonders an Melk und Mank, den zwei kleineren und durch frühere Regulierungen und sommerliche Temperaturerhöhung (Klimawandel) stark betroffenen Huchenflüssen besondere Beachtung zu schenken. Schutz- und Fördermaßnahmen sollen auf den Weg gebracht, die Zusammenarbeit mit den Fischereibewirtschaftern und Fischerei-Organisationen zugunsten des Huchenschutzes soll verbessert werden.

Schutzstatus des Huchen:

FFH Anhang II und IV
Erhaltungszustand laut Art. 17 Bericht 2007-2012: schlecht (U2)
Rote Liste (NÖ): Vom Aussterben bedroht (Mikschi & Wolfram-Wais 1999)

Wichtige Schutzmaßnahmen: 

Strukturierung und Durchgängigkeit

  • Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensraumstruktur des Huchens und seiner Futterfische
  • Evaluierung der Fischdurchgängigkeit bestehender Anlagen
  • Verbesserung Anbindung Seitenbäche

Beschattung und Ufervegetation

  • Weitgehender Erhalt und natürlich Entwicklung der Ufervegetation, vor allem Mank (konservativ)
  • Entwicklung von Ufervegetation in derzeit nicht oder kaum beschatten Bereichen (z.B. hohe Bäume an der Böschungsoberkante), vor allem an Melk (innovativ)
  • Gewässer-Pflege- und Entwicklungskonzept für Melk und Mank

Immissionen 

  • Entwicklung Gewässerrandstreifen (aktuelles Förderinstrument Landwirtschaft) zur Reduktion von oberflächlichen Einträgen aus der LW
  • Reduktion der Nährstoffaustrags aus der Landwirtschaft (über ländliche Entwicklung: Aufklärung, Maßnahmenprogramme: Nutzungsänderung, geänderte Bewirtschaftung z.B. Güllekohle)
  • Verringerung der Kläranlagen-Restbelastung

Sonstiges

  • Konkretisierung und Neuformulierung des Managementplanes und der Europaschutzgebietsverordnung für das Natura 2000 Gebiet NÖ Alpenvorlandflüsse hinsichtlich des Huchenschutzes
  • Empfehlungen für eine revierübergreifende Bewirtschaftung der Huchen-Reviere (gemeinsam mit den Bewirtschaftern).

Durchgeführte Projekte:

  • Beschwerde gegen das KW Ferschnitz (Ybbs); fortlaufend --> Siehe Naturschutz & Recht - 2018: Kraftwerkt Ferschnitz (Ybbs)
  • Anteilige Förderung der Huchen-Studie von Clemens Ratschan zur Erhaltung des Huchen im FFH-Gebiet „NÖ Alpenvorlandflüsse“ (Juni 2018)  --> Gutachten
  • Mitwirkung bei Konzipierung von Habitatverbesserungsmaßnahmen an Melk und Mank (in Vorbereitung)
  • Verbesserung der Ufergehölzausstattung (Beschattung) an der Melk im Mittellauf (in Vorbereitung)

LANIUS-Projektteam:

Erhard Kraus, Georg Fürnweger, David Ramler

In Kooperation mit: Anton Lasselsberger (Huchenrevier Mank), Stefan Höfler (OeFG-Huchenrevier Melk), Clemens Ratschan, Martin Mühlbauer, Johann Nesweda (Abt. WA3)

Stand: 15.04.2020

Zelkinger Teich

Der Zelkinger Teich im Bereich des ehemaligen Sandabbaues der Quarzwerke AG hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einem der ökologisch bedeutendsten Stillgewässer im gesamten Mostviertel entwickelt (? Naturschutzkonzept), steht derzeit wegen Untätigkeit der Naturschutzbehörden aber vor dem völligen Niedergang durch anhaltende Verlandungsprozesse im Zuge natürlicher Sukzession.

Langjährige und intensive Bemühungen der Forschungsmeinschaft LANIUS (z. B. Pflegeinsatz im Jahr 2013) dieses Naturschutz-Kleinod im Bezirk Melk zu retten, haben sich damit als erfolglos erwiesen. Weder eine Wasserzufuhr aus dem Wald-Einzugsgebiet (mangels Schüttung) noch eine jährliche künstliche Wasserzufuhr durch Grund- oder Flusswasser (z.B. im Frühjahr bei höherer Wasserführung der Melk) zwecks Dotierung konnten umgesetzt werden. Auch eine Baggerung von kleinen Überlebenstümpeln für die Not leidenden Amphibien wurde seitens des Geschäftsführers der Quarzwerke AG abgelehnt. Daher ist der Hauptgrund für das Scheitern auch in der Verweigerungshaltung der Geschäftsleitung dieses Betriebes zu sehen, die keinerlei Ambitionen hat, dieses wertvolle Feuchtbiotop zu erhalten.

Die vor einigen Jahren illegal eingesetzten Karpfen, die wegen anhaltender Trockenheit zunehmend bedroht waren, wurden im Vorjahr durch eine seitens der Naturschutzbehörde veranlasste Rettungsaktion großteils abgefischt und in andere Gewässer verbracht. Tausende Individuen von Kammmolchen, anderer Amphibienarten und Libellen, die den überregionalen Naturschutzwert des Gebietes ausgemacht haben, dürften jetzt aber mit Duldung der Bezirksnaturschutzbehörde und wegen des Desinteresses des Eigentümers dem Tode geweiht sein. Ein Sittenbild des Naturschutzes in Niederösterreich ist auch der Umstand, dass sowohl die Naturschutzabteilung des Landes, als auch die Landes-Umweltanwaltschaft zu all dem schweigt.

Lanius-Projektteam:

Erhard Kraus, Wolfgang Schweighofer, Georg Fürnweger