Am selben Tag, als ich die Schwarze Mörtelbiene entdeckte (28.4.2021), habe ich auch wieder die ersten Zweizelligen Sandbienen (Andrena lagopus) in meinem Garten beobachten können. Der Name der kleinen Sandbiene leitet sich von der Eigenschaft her, dass sie in ihrem Flügelgeäder als einzige der vielen Sandbienenarten nur 2 Kubitalzellen hat, die anderen Arten haben 3 – ein gutes Bestimmungsmerkmal, das aber auch den Fang des Tieres und eine gute Lupe voraussetzt.
Man kann die Tiere aber auch ohne Fang leicht bestimmen, denn Andrena lagopus gehört zu den oligolektischen Arten, das heißt, sie gewinnt Pollen und Nektar für die Nestverproviantierung ausschließlich von Kreuzblütengewächsen, vor allem von gelbblühenden Arten wie Ackersenf, Barbarakraut oder Rauken-Arten, aber auch von Wiesen-Schaumkraut. Dazu kommt dann noch die ansprechende Färbung der frischen Weibchen mit ihrer orangebraunen Thoraxbehaarung, den ebenso gefärbten Tergitendbinden und der hellbraunen Endfranse am Hinterleibsende. Die schlanken Männchen sind unscheinbarer und bleichen rasch aus. Die adretten Bienen werden nur 8 bis 10 Millimeter groß, fallen aber durch ihre kontrastierende Färbung auf den gelben Blüten schnell auf.
Diese Bienenart war ursprünglich in Österreich nicht heimisch. Erst 1984 wurde sie von dem Sandbienen-Spezialisten F. Gusenleitner im Neusiedlerseegebiet erstmals entdeckt. Seither hat sie sich im pannonischen Raum und auch in weiten Teilen Deutschland stark ausgebreitet. Die Art ist wärmeliebend und bevorzugt Gebiete mit Sand- oder Lössböden. Man nimmt an, dass zur Ausbreitung auch der verstärkte Anbau von Raps beigetragen haben könnte.
Wie weit Andrena lagopus im westlichen Niederösterreich bereits verbreitet ist, ist mir nicht bekannt. Allerdings habe ich sie in meinem Garten schon vor einigen Jahren entdeckt. Am unteren Ende einer Steinstiege aus Granitplatten, die in meinen Garten führt, wachsen seit vielen Jahren einige Pflanzen des Gemeinen Barbarakrauts (Barbarea vulgaris) und ich schaue darauf, dass diese Gewächse wohlbehütet übers Jahr kommen und aussamen können. Die hübschen Pflanzen würden wohl von vielen anderen Gartenbesitzern als Unkraut betrachtet und abgemäht werden. Bei mir aber finden sich jedes Jahr einige der hübschen kleinen Andrenen ein.
Ich kann mich auf die Steinstiege setzen und den fleißigen Weibchen beim Pollensammeln zusehen. Die fürwitzigen Männchen rasen in tollkühnem Flug um die Blütenstände des Barbarakrauts und versuchen mit gewalthaften Landungen, die Weibchen zu einem schnellen Liebesakt zu verführen. Diese haben aber kein Interesse mehr dafür, weil sie bereits für die Versorgung der Nachkommen arbeiten.
Spannende Beobachtungen, für die aber wiederum meine hundswürstelsammelnden Nachbarn weder Zeit noch Sinn haben. Ich aber kann dafür zum Abschluss noch eine interessante Beobachtung machen: Ein Andrena lagopus-Weibchen fliegt die kleinen, weißen Blüten des Hirtentäschels (Capsella bursa-pastoris) an, einer Cruciferen-Art, die normalerweise nicht auf der Agenda der kleinen Sandbiene steht.
Interessanterweise habe ich genau an diesem Tag auch das erste Langhornbienen-Männchen des Jahres auf einem Barbarea-Blütenstand landen sehen. Es handelte sich um die Art Eucera nigrescens, die sich normalerweise nur für Schmetterlingsblüten interessiert. In meinem Garten besucht sie seit vielen Jahren die nur auf der kleinen Böschung wachsenden Pflanzen der Saatwicke (Vicia sativa), die sich irgendwann einmal von selber hier angesiedelt hat.
Wie toll wäre es doch, wenn sich nur 10% der Gartenbesitzer meines Ortes zu einer ähnlich naturkonformen Gartengestaltung entschließen könnten, dann hätten wir hier das reinste Bienenparadies!
Wolfgang Schweighofer, 30.04.2021