Goldfarbene Langhornbiene (Eucera pollinosa) in Melk nachgewiesen

Die Goldfarbene Langhornbiene ist eine im Mittelmeerraum weit verbreitete Bienenart. In Mitteleuropa hingegen gehörte sie seit den Funden von Pittioni im Osten Östereichs in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zu den größten Raritäten und blieb in der Folge für etwa 60 Jahre verschollen.

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Goldfarbene Langhornbiene (Eucera pollinosa) ♂, Melk 12.6.2021

Erst im neuen Jahrtausend begann sich die Biene wieder im östlichen Pannonikum auszubreiten und hat dort ihre Vorkommen im Zuge des Klimawandels deutlich verdichtet.

Ohne Zweifel gehört die Goldfarbene Langhornbiene zu den spektakulärsten Erscheinungen in der heimischen Bienenwelt. Sie ist schon einmal durch ihre bedeutende Größe – in etwa im Bereich der Honigbiene – und durch die langen Fühler der Männchen sehr auffallend. Dazu kommt die einheitliche rötlich-braungelbe, filzige Behaarung, die allerdings bei den kurzlebigeren Männchen relativ rasch ausbleicht. Im Feld fallen auch die rasanten und ausdauernden Patrouilleflüge der Männchen, die ständig auf der Suche nach Weibchen sind, auf. Diese finden vor allem im Bereich der Pollenfutterpflanzen der Weibchen statt. Die Goldfarbene Langhornbiene ist oligolektisch auf Schmetterlingsblütlern, das heißt, die Weibchen sammeln nur auf rotviolett blühenden Wicken, Platterbsen sowie auf dem Esparsetten- oder Langfahnen-Tragant. In Vorkommensgebieten sollte der Boden sandig sein, da diese Bienen ihre Nester nur im Sandboden anlegen.

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Goldfarbene Langhornbiene (Eucera pollinosa) ♀, Melk 12.6.2021

Im Firmengelände einer kleinen Fabrik in der Nähe von Melk treffen die genannten Bedingungen eigentlich perfekt zu. Das Betriebsgelände wurde vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit „Voitsauer Wildblumensamen“ gestaltet, wobei viele pannonische Raritäten, darunter auch zahlreiche Schmetterlingsblütler wie etwa der Esparsettentragant (Astragalus onobrychis), flächig angesiedelt wurden. Diese floristische Gestaltung hatte in der Folge auf die Ansiedlung seltener Wildbienenarten beachtliche Auswirkungen.

Bereits im letzten Jahr konnten spät im Juli zwei stark abgeflogene Weibchen von Eucera pollinosa entdeckt werden, die auf den großen Blüten von Breitblatt-Platterbse (Lathyrus latifolius) sammelten. Vor wenigen Tagen konnte ich dieses Vorkommen bestätigen. Etwa 10 Goldfarbene Langhornbienen – in der Mehrzahl Männchen – flogen im Bereich frisch aufblühender Pflanzen des Esparsetten-Tragants.

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Esparsetten-Tragant (Astragalus onobrychis), Melk 12.6.2021

Damit ist diese südliche Bienenart im Westen Niederösterreichs angekommen und Melk markiert also die aktuelle Nordwestgrenze der mitteleuropäischen Verbreitung. Man wird sehen, ob sich die Goldfarbene Langhornbiene in den nächsten Jahren weiter bei uns ausbreiten kann. In Frage kommen Wärmegebiete wie etwa der Kleinpöchlarner Rindfleischberg, wo größere Bestände der Feinblatt-Vogelwicke (Vicia tenuifolia) bereits auf die goldenen Bienen warten.

Literatur (mit Verbreitungskarte von Eucera pollinosa in Österreich): https://www.zobodat.at/pdf/BEF_20_0177-0198.pdf

Wolfgang Schweighofer, 14.06.2021