Wiedehopf-Nisthilfen für die Wachau

Der Naturschutzverein LANIUS hat sieben Nisthilfen für den Wiedehopf gebaut.

Die Nisthilfen wurden in der Wachau bei Köfering, St. Michael und am Südufer auf Trockenrasen und Steinmauern aufgehängt. Bleibt zu hoffen, dass der attraktive Wiedehopf die Nistkästen findet und annimmt. Er kommt im April aus dem Winterquartier und beginnt mit der Brut.

Fotos: LANIUS

23.03.2021

Mission Mars – Ein Leserbrief von Werner Gamerith

Mission Mars NG 2021

Werner Gamerith hat als Reaktion auf einen Artikel in der Zeitschrift National Geographic mit dem Titel „Mission Mars. Auf der Suche nach neuen Welten“ (NG März 2021) folgenden Leserbrief verfasst.

Ob es auf dem roten Wüstenstern Spuren früheren Lebens gibt, mag interessant sein, aber auf unserer Erde hätten wir ungleich wichtigere Aufgaben. Unsere Ökosysteme, die uns erhalten, verstehen wir nur bruchstückhaft. Umso mehr belasten und vernichten wir sie in zunehmendem Tempo. Aufwendungen für Erforschung und Schutz dieser lebendigen Existenzgrundlagen liegen im Promillebereich von Rüstungsausgaben, Straßenbau und anderen öffentlichen Haushaltsposten. Selbst die Erfassung von Arten, Populationen und Lebensräumen übernehmen oft ehrenamtliche Freizeitbiologen, weil es für solche Grundlagenforschung zu wenig Geld gibt. Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen müssen sich, von der Politik verlassen, wehren, wenn zerstörerische Vorhaben unsere Restnatur, Klima, Boden und landschaftliche Schönheit bedrohen. Wann schaffen wir ein Wirtschafts-, Finanz- und Verwaltungssystem, das nicht dem Gewinn von Wenigen, sondern dem Gemeinwohl und einer lebenswerten Zukunft dient? Vom Mars ist dazu keine Antwort zu erwarten. Statt nach „neuen Welten“ zu suchen, sollten wir unseren wunderbaren Heimatplaneten bewohnbar erhalten, indem wir ihn achtsamer behandeln.

Die FG Lanius möchte diesen Text gerne teilen und damit eine Diskussion über die richtige Prioritätensetzung – auch Covid-bedingter – knapper werdender öffentlicher Haushalte anregen.

Die Hauptkritik des Leserbriefes richtet sich gegen die Unterdotierung der Naturschutzarbeit, deren Bedeutung hinsichtlich der Erhaltung der Biodiversität insbesondere in der westlichen Welt und wohl auch global völlig unterschätzt wird.

Unumstritten sind die Wichtigkeit und Bedeutung der – auch extraterrestrischen – Grundlagenforschung. Idealerweise wäre beides möglich: die Natur auf der Erde schützen und besser verstehen und zusätzlich auch noch unser Sonnensystem erforschen. Das Geld dafür sollte man dabei von wirklich verzichtbaren Dingen kappen (z.B. Rüstungsausgaben).

 

Biotoppflege am St.Pöltner Wagram

Am östlichen Wagram wurden in der ersten März Hälfte Sträucher entfernt, um den Magerrasen – eines der verbliebenen naturschutzfachlich wertvollen Biotope St. Pöltens – zu erhalten.

Die FG LANIUS war für diese Naturschutzaktion im regen Austausch mit der Stadt St.Pölten und hat diese auch mit einem Pflegekonzept unterstützt.

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19 Tagfalterarten, darunter die drei gefährdete Arten Segelfalter, Nierenfleck-Zipfelfalter und Großer Feuerfalter, sowie Schwalbenschwanz, Schachbrett, Ochsenauge, Distelfalter, Zitronenfalter, Tagpfauenauge und Bläuling wurden von der FG LANIUS nachgewiesen. 

Von 1997 – 2003 fanden jeweils im Oktober/November auf dieser steilen Böschung Mäharbeiten mit Motorsensen und Balkenmäher von freiwilligen Helfern von FG LANIUS, Naturschutzbund und Berg-und Naturwacht in Kooperation mit Stadtgärtnerei und Umweltschutz Magistrat St.Pölten statt. Entbuscht wurde ebenfalls ehrenamtlich von Herrn Dr. Röszner und Dr. Troll aus Wagram.

2009 leisteten dort auch Schüler*innen des BG/BRG Josefstraße im Rahmen des Biologieunterrichts einen Beitrag zum angewandten Naturschutz und 2014 Schüler*innen des Privatgymnasium Mary Ward.

Von 2005 bis 2016 waren Kärntner Brillenschafe als vierbeinige Landschaftspfleger im Einsatz.

Nur ein einziger Landwirt aus Stattersdorf macht sich noch die Mühe und mäht selbst regelmäßig seinen Bereich dieser steilen Böschung. Man sieht den Unterschied !

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In den letzten Jahren hat sich der Rote Hartriegel besonders stark ausgebreitet und lässt immer weniger Platz für gefährdete Pflanzenarten wie das Frühlings-Fingerkraut, die Pannonische Wiesen-Witwenblume oder die Karthäuser Nelke und die Schopfige Traubenhyazinthe.

Die Entbuschung des östlichen Wagrams durch das Magistrat ist ein wichtiger Schritt zur Erhaltung der Biodiversität in der Landeshauptstadt. Für Mitte Juli 2021 und für die Folgejahre ist dann eine Mahd geplant.

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16.3.2021

Heidehummel im Mostviertel?

In Österreich wird die Heidehummel (Bombus jonellus) als seltene Art eingestuft.  Österreich liegt eher am Südrand des Areals mit Schwerpunkt in Nordeuropa. Bis vor kurzem lagen aus Österreich nur verstreute Einzelnachweise vor, erst durch ein CitizenScience-Projekt auf www.naturbeobachtung.at ist es gelungen, das tatsächliche Areal der Heidehummel etwas genauer zu konkretisieren. In Österreich kommen 2 Ökotypen von Bombus jonellus vor. Die Tiere von einigen wenigen Vorkommen im Waldviertel gehören zum mitteleuropäischen Typ, diese später fliegenden Hummeln besuchen bei uns in erster Linie den seltenen Sumpfporst (Ledum palustre), in vielen Gebieten aber auch die häufige Heidelbeere, meist im Bereich von Hochmooren.

Wildalpen Habitat Heidehummel

Wildalpen Habitat Heidehummel

Die meisten Vorkommen in Österreich aber liegen in den Nordalpen, wo die Königinnen sehr früh im Jahr erscheinen und mangels anderer ergiebiger Nektar- und Pollenquellen fast ausschließlich an der Schneeheide (Erica carnea) sammeln. Während aus Niederösterreich Nachweise aus dem Schneeberg-Rax-Gebiet vorliegen, stellt das Mostviertel mit den Eisenwurzen und angrenzenden Gebieten in der Nordsteiermark und Oberösterreich bisher eine auffällige und unbegründbare Verbreitungslücke dar. Nicht einmal dem berühmten Lokalfaunisten Franz Ressl ist es gelungen, die Art für den Bezirk Scheibbs nachzuweisen.

Heidehummel (Bombus jonellus)

Heidehummel (Bombus jonellus)

Am 13. März 2021 habe ich eine „factfinding mission“ nach Wildalpen im steirischen Salzatal unternommen und interessante Erkenntnisse gewonnen. Erst nach längerem Suchen an verschiedenen Erica-reichen Standorten konnte ich im hinteren Holzäpfeltal eine erste Königin von Bombus jonellus sichten, aber leider nicht dokumentieren. Ansonsten flogen in den Talniederungen so gut wie fast gar keine Hummeln. Das Blatt wendete sich, als ich über das schmale Sträßchen von Wildalpen ins Lassingbachtal fuhr. Auf der Passhöhe im Bereich der sogenannten „Hühnermäuer“, die aus Dolomit aufgebaut sind (ca. 770m), fand ich ideale Habitate mit großen Erica-Beständen an und über der südexponierten, windgeschützten Straßenböschung. Hier war es auch deutlich wärmer. Kleinflächig entdeckte ich in unmittelbarer Straßennähe neben einigen Erdhummelköniginnen etwa 10 Königinnen von Bombus jonellus, von denen einige schon Pollenhöschen trugen – sie hatten also schon ein Nest begründet. Außerordentlich überraschend war hier auch eine wunderschöne Königin der Nordischen Hummel (Bombus monticola), ebenfalls mit Pollenhöschen, zu sehen; eine Art, die man normalerweise nur über der Baumgrenze findet.

Heidehummel (Bombus jonellus)

Heidehummel (Bombus jonellus)

Unten, im Tal der Lassing, wächst zwar ebenfalls Schneeheide, diese blüht aber noch nicht und es ist hier durch die Temperaturumkehr deutlich kühler. Demzufolge waren dort keine Hummeln zu finden.

Dennoch kann man davon ausgehen, dass die Heidehummel im Bereich der eingangs erwähnten Kartierungslücke wohl noch an vielen weiteren Stellen gefunden werden kann. Die Nachsuche kann für höher gelegene Bestände der Schneeheide in nächster Zeit empfohlen werden. Vielversprechende Habitate liegen zudem an hoch über dem Talgrund gelegenen Südhängen, die schütteren, sonnendurchfluteten Bewuchs mit Rotföhren aufweisen. Eine Schwierigkeit des Nachweises von Bombus jonellus liegt auch in der großen Ähnlichkeit mit der häufigen Gartenhummel Bombus hortorum. Diese ist aber deutlich größer und hat einen langen Kopf, die Heidehummel hingegen einen runden, kurzen Kopf.

Nordischen Hummel (Bombus monticola)

Nordische Hummel (Bombus monticola)

Im Falle eines Fundes bitte unbedingt einen Fotobeleg von der Seite oder von vorne anfertigen, sodass Merkmale des Kopfes und am Mittelbein erkannt werden können. Die Bilder bitte an wolfg.schweighofer(at)gmx.at senden. Natürlich kann man sich auch auf der Plattform www.naturbeobachtung.at registrieren und dort alle Hummelfunde direkt (mit Bild) einmelden. Auf jeden Fall kann man so wertvolle Beiträge für den geplanten österreichischen Hummelatlas beisteuern.

Habitat Heidehummel in Wildalpen

Habitat Heidehummel in Wildalpen

 

Wolfgang Schweighofer, 13.3.2021