Vereinsgeschichte

Die Forschungsgemeinschaft LANIUS – es begann vor 20 Jahren …

(Auszug aus einem gleichnamigen Artikel der Lanius-Info 19, 3-4, Dezember 2010)

Wenn die Forschungsgemeinschaft LANIUS heute eine in Naturschutzkreisen geschätzte und anerkannte Organisation ist kommt dies nicht von ungefähr. Zahlreiche Personen und viel freiwillige Arbeitsstunden stehen hinter der Erfolgsgeschichte die 1990 klein begann. Kennen Sie AGAVN? Nein, hier ist nicht das exotische Gewächs gemeint, sonder vielmehr handelt es sich um den Geburtsnamen unseres Vereins: „Arbeitsgemeinschaft für Avifaunistik, Vogel- und Naturschutz“ (kurz AGAVN). Herrschte anfänglich ein vogelkundlich gesetzter Schwerpunkt vor, so hat der Verein heute ein breiteres faunistisches Interesse und Naturschutzengagement. Es war der 2. Februar 1990 als sich ein Grüppchen natur(schutz)begeisterter im Mostviertel traf und die erste Sitzung der Arbeitsgemeinschaft abhielt und den Grundstein für das Tätigkeitsfeld und die spätere Vereinsgründung legte, darunter Christian Steinböck, Günther Geppel, Thomas Hochebner und Erhard Kraus.

Naturkundliche Exkursion Herrenalm 1990 (v.l.n.r.): Thomas Hochebner, Gabriele Landsteiner, N.N., Oswald Gröger, N.N. (Foto: G. Geppel)

Ein Verein formiert sich

Bald wurden engagiert Vorträge und Exkursionen für einen zunehmend wachsenden Interessentenkreis organisiert und Kartierungsvorhaben (Großer Brachvogel, Steinkauz, Spechte u.a.) in Angriff genommen sowie erste Schutzbemühungen etwa um gefährdete Trockenrasen bei Karlstetten, unternommen. Die Vielzahl der Aktivitäten erforderte aus unterschiedlichen Motiven und rechtlichen Notwendigkeiten bald eine Vereinsgründung. Die launige Diskussion um einen „kämpferischen“ Namen endete zunächst bei den „Kernbeißern“ bis schließlich der neue Verein mit dem nicht minder martialischen Namen „LANIUS (aus dem Lat. = Fleischer) – Forschungsgemeinschaft für regionale Faunistik und angewandeten Naturschutz“ am 5. Oktober 1990 mit der Wahl eines Vereinsvorstandes offiziell seine Tätigkeit aufnahm. Hinter der Namensgebung stand konkret der Bezug zum Raubwürger (Lanius excubitor), ein charakteristischer Wintergast im Mostviertel, dem auch in der Folge ein langjähriges Erhebungsprojekt unter der Führung von Andreas Wenger gewidmet war. Apropos Andreas Wenger, Facharzt aus Krems, war erster Vereinsobmann und eine fast charismatisch agierende Persönlichkeit, die über 17 Jahre bis Februar 2007 die Geschicke des Vereins zusammen mit dem Vorstand und einem wissenschaftlichen Beirat lenkte.

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Biotopkartierung Krems 1992 - 1995 (v.l.n.r.): Josef Pennerstorfer, Franz Koppensteiner, Johann Sohm, Herbert Hagel, Johann Kemle, Martina Köllersberger, Gertraud Korb, Andreas Wenger, Anna Frittum, Herbert Hager (Foto: H. P. Grohmann)

… expandiert

Es folgte eine naturkundliche wie naturschützerische Expansionsphase von LANIUS – teils in Zusammenarbeit mit der ÖGV und dem WWF – die sich nicht nur auf das Mostviertel beschränkte, sondern bedingt durch viele aktive Mitglieder, alsbald auch die Wachau, das südliche Waldviertel und das Tullnerfeld erreichte. Die LANIUS-Vereinsabende wurden bis heute erfolgreich als Schnittstelle zwischen Mitgliedern und Vereinsführung zur Fortbildung und dem Informationsaustausch etabliert. Eine Vereinsbibliothek (H.-M. Berg), ein Diaarchiv (G. Geppel, J. Pennerstorfer), eine Beobachtungsdatenbank (A. Wenger) wurden angelegt, seit 1991 eine mehr oder minder regelmäßig erscheinende Publikationsreihe (LANIUS-Information) – verbunden mit einer aktiven PR-Tätigkeit – herausgegeben (Ch. Steinböck). Behördenkontakte wurden geknüpft, Mitglieder geworben und erfolgreich zur Mitarbeit bewegt. Dies ließ neben den oben angeführten Aktivitäten weitere Projekte entstehen, etwa eine Laubfroschkartierung, Erhebungen am GÜPL Völtendorf, am Schlossteich in Sitzenberg-Reidling, Greifvogelzählungen, eine Libellen- und Vogelkartierung an der Pielach, ein Kulturlandschaftsprojekt auf dem Heiligenstein und, und, und. Einzelne Mitglieder engagieren sich seit den Vereinsanfängen nun über viele Jahre hinweg bei der Internationalen Wasservogelzählung und in der späteren Folge im Kormoran- und Graureiher-Monitoring. Als Großprojekt muss das Bemühen um die Erhaltung der Brachvogelpopulation im Machland Süd und an weiteren, leider heute allesamt erloschen Vorkommen, hervorgehoben werden, wo sich Ernst Schmid, Johann Aigner, Helmut Gnedt, Willi Leditznig, Gerald Pfiffinger u.a. engagierten. 1992 wurde eine umfangreiche Biotopkartierung in Krems begonnen (A.Wenger und MitarbeiterInnen) und über diese und andere Vereinsaktivitäten in vier Ausgaben der „Jahresberichte“ (1991 bis 1997) berichtet. Andreas Wenger konnte in der Folge (1995) auch ein Buchprojekt zu den „Naturschätzen & Naturresten im Raum Krems“ realisieren. Botanische und entomologische Erhebungen (Tagfalter, Libellen, Heuschrecken) wurden v.a. von Wolfgang Schweighofer im Mostviertel forciert. 1993 wurde eine bis heute erfolgreiche Kooperation mit der Stadt St. Pölten begründet. Naturkundliche Kartierungen (z.B. Brunnenfeld, Nadelbach, Feldmühle) Schutzbemühungen (Heißländen Hart) und Biotoppflegearbeiten (Siebenbründl) wurden gestartet. Würdigungen und Preise an den Verein blieben als Dank für die mehrheitlich unentgeltlich getätigte Naturschutzarbeit nicht aus, u.a. Umweltpreis (3. Platz) der Ges. f. Ökologie 1991, NÖ Naturschutzpreis 1991, Josef Schöffel-Preis 1995. Auch mit mehrjährigen Subventionen seitens der Stadt St. Pölten und des Landes Niederösterreich wurde die Vereinsarbeit gewürdigt. Das hat den Verein aber nicht „mundtot“ gemacht, den das Bekenntnis zum Schutz der Natur hat immer wieder ein „kämpferisches“ Auftreten verlangt, wie etwa bei der leider heute realisierten Donaubrücke Traismauer, um wertvolle Biotope in Krems wie den Wolfsgraben, den GÜPL Völtendorf, die Harlander Au, das Moor am Gscheid, den Zelkinger Teich, um Kormoran und Brachvogel usf. Die Liste endet leider bis heute nicht und Erfolg wie leider auch Misserfolg liegen bei dieser Arbeit eng nebeneinander!

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Exkursion Hortobagy/ Ungarn 2001 (v.l.n.r.): Hermann Fahrngruber, Hohann Kemle, Christa Fahrngruber, Maria und Andreas Wenger

… und etabliert sich

Zeitschnitt in den späten 90er Jahren: LANIUS hat sich etabliert, nicht ohne die immer wieder notwendige, selbstkritische Reflexion zur eigenen Tätigkeit. Neue Themen haben Aufmerksamkeit gefunden, „Natura 2000“ oder LIFE-Projekte im Waldviertel (1996 ff.), an der Pielach (1999 ff.), im Dürrensteingebiet (1997 ff.) und in der Wachau (2003 ff.). Die 1997 erfolgte Schenkung eines 1 ha großen Grundstückes in St. Michael bei Spitz hat auch einen neuen Schwerpunkt für Gebietsankäufe und Biotoppflege in der Wachau eingeleitet. Aber damit kommen wir bereits in die jüngere Vereinsgeschichte und so soll hier mit dem kleinen Rückblick und beim einleitenden Gedanken geendet werden. LANIUS hat sich eine Stimme für den Naturschutz im Mostviertel erarbeitet, die gehört wird. Das verdanken wir nicht nur den Funktionären des Vereins sondern auch unseren heute etwa 200 Mitgliedern. Möge die Übung weiterhin gelingen!

Hans-Martin Berg

Lanius als Umweltorganisation mit Parteienstellung anerkannt

Mit Bescheid vom 8.02.2012 hat das Lebensministerium den Verein LANIUS als Umweltorganisation gemäß §19. Abs.7 UVP-Gesetz 2000 anerkannt. Somit ist die FG LANIUS berechtigt bei laufenden Umweltverträglichkeitsprüfungen und Umweltbeschwerden als Verein rechtskräftig tätig zu werden.

Günter Geppel, ehem. Vereinskassier, auf einer Exkursion im Hansag/Bgld. 2003 (Foto: H.-M. Berg)

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Erhard Kraus bei der Jahreshauptvers. 2010 (Foto: H.-H. Berg)

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Wolfgang Schweighofer, ehem. Schriftführer, Jahreshauptversammlung 2010 (Foto: H.-M. Berg)

Kartierung auf dem GÜPL Völtendorf 2000 (v.l.n.r.): Josef Pennerstorfer, Hannes Seehofer, Hans-Martin Berg, Thomas Denk (Foto: T. Hochebner)

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Andreas Wenger, 17 Jahre lang LANIUS-Obmann, hier mit den Preisträgern des Weihnachtsquiz 2005 Johann Kemle (li.) und Rupert Hafner (re.). (Foto: H.-M. Berg)